Eine Alternative zum Live Gesangsunterricht finden

Dein Gesangslehrer hat in Zeiten der Corona-Pandemie seine Türen geschlossen, aber du willst nicht aufs Singen verzichten? Welche Alternative zum Live Gesangsunterricht hast du jetzt? Hier zeige ich dir 7 Möglichkeiten.

 


Die aktuelle Lage ist für alle Menschen stressig. Umso mehr sollte sich jeder auf seine geliebte Weise entspannen können. Musik ist für viele der Schlüssel, denn sie ist mächtig.

Singen – das aktive Musizieren mit dem urmenschlichsten Instrument – hilft gleich auf mehrere Arten:

  • Singen entspannt und beruhigt körperlich und psychisch.
  • Singen hilft beim mentalen Abschalten.
  • Singen mindert Stress und Sorgen.
  • Singen verbessert die körperliche Wahrnehmung.
  • Singen lenkt den Blick auf das Positive und das Schöne im Leben.
  • Singen stellt den Kontakt zu den eigenen Emotionen her.
  • Singen motiviert und bringt einen Energieschub.
  • Singen macht glücklich.
  • Singen macht gute Laune.

In dieser Pandemie-Zeit zu singen kann also wesentlich dazu beitragen, weniger im Überlebensmodus festzuhängen.

 

Doch was, wenn dein Gesangslehrer seine Türen geschlossen hat? Wie kannst du trotzdem singen – und vielleicht auch Neues lernen?

 

Deine Alternative zum Live Gesangsunterricht finden

Nimm Gesangsunterricht online

Heutzutage sind WhatsApp, FaceTime und Co. nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Vielleicht bietet dein Vocal Coach seinen Unterricht jetzt online an?

Meine Sänger haben 3 Optionen: Online Gesangsunterricht, Feedback-Videos und Hintergrund Hilfe. Was du dafür brauchst, findest du im Artikel „Equipment für den Online-Gesangsunterrichts“.

Kollegen haben ähnliche Modelle entwickelt. Darunter auch der “flipped classroom”: Der Gesangslehrer stellt ein Wochenthema (z.B. eine gesangtechnische Fertigkeit), gibt dazu Anleitungen per Video oder PDF, Übungen, um das Thema zu erarbeiten und Songvorschläge, um es zu vertiefen. In einer Gruppenstunde werden dann Fragen geklärt und der Vocal Coach hilft wie in einer Masterclass einzelnen Sängern mit diesem Thema.

Falls dein Gesangslehrer keinen Online-Unterricht anbietet, schau, ob du vorübergehend im Fernkurs eines anderen Vocal Coachs unterkommst. So kannst du in dieser Zeit selbständig weiter trainieren.

 

Übe selbständig

Wenn du nichts passendes findest, kannst du selbst tätig werden.

Beginne mit den Übungen aus deinem Gesangsunterricht, die du dir in den letzten Wochen und Monaten notiert hast. Frische die Basics deiner Gesangstechnik auf. Oder starte mit einem Buch voller Gesangsübungen (z.B. “Work Out Your Voice” von Annette Marquard).

Als aktiver Sänger kannst du außerdem mit deinem aktuellen Repertoire experimentieren. Such neue Begleitungen für deine Songs oder finde neue Arten, dieselben Songs zu singen (z.B. a cappella oder schwerer gemacht)

 

Sing einfach los

Sing jeden Tag für 15 Minuten deine Lieblingssongs oder die Lieder, die du zuletzt einstudiert hast. Sing Karaoke auf Youtube, oder dreh das Radio in der Küche laut.

Erlaube dir, Spaß zu haben und herumzublödeln.

 

Lerne neue Songs

Spätestens in den letzten Wochen wird jedem Sänger klar geworden sein, wie unverzichtbar Karaoketracks und Instrumentaltracks sind – gerade wenn du kein weiteres Instrument spielst. Mit ihnen kannst du zuhause problemlos deine Songs üben. Und im Unterricht kann sich dein Gesangslehrer voll auf dich konzentrieren (und nicht auf die 5 Vorzeichen und das rasende Tempo).

Egal, ob du diese Auszeit nur überbrücken möchtest oder ob du sie aktiv nutzen möchtest, um dein Repertoire auszubauen oder eine Stilrichtung zu erforschen, auf die du neugierig bist: Ich empfehle Songs, die dich aufmuntern und ablenken.

Pop- und Rocksänger finde Ideen dazu zum Beispiel unter dem Schlagwort “Repertoire”.

Auch die Suche nach einem passenden Songbook beim Verlagshaus Hal Leonard kann sich lohnen. Schau nach Sammlungen, die mit CD oder Download-Code für Instrumentaltracks geliefert werden.

Broadway Musical-Fans können bei der umfangreichen “Singer’s Musical Theatre Anthology” für Sopran, Mezzosopran/Belter, Tenor und Bariton anfangen. Teenager-Sänger werden bei “The First Book of Broadway Solos” von Joan Frey Boytim und “The Teen’s Musical Theatre Collection” (Young Women’s Edition oder Young Man’s Edition) fündig. Und Kinder-Sänger starten am besten mit der “Kid’s Musical Theatre Collection”. Alle stammen von Hal Leonard und beinhalten neben den Noten auch Instrumentaltracks.

Und falls du nichts nach deinem Geschmack findest: A Cappella Singen ist ein ausgezeichnetes Training für deine Intonation und dein Rhythmusgefühl.

 

Nimm einen Song auf

Oder fünf.

Falls du das noch nie getan hast, beginne mit einem externen Mikrofon für dein Handy oder einem mobilen Field Recorder.

Wenn du bereits erste Erfahrung damit gesammelt hast, lerne, wie du zum Beispiel einen einfachen Drum Track unter deine Klavieraufnahmen basteln kannst, oder wie du in der DAW Synthie-Klänge mit echten Instrumenten kombinieren kannst.

 

Mach ein paar Gedankenspiele

Nachrichtensender haben nicht die Aufgabe, uns glücklich zu machen. Auch nicht, uns zu informieren. Sie wollen Geld verdienen und das geht am besten mit schlechten Nachrichten und schockierenden Botschaften.

Schalte die Nachrichten aus und versuche stattdessen, deine Gedanken mit diesen Gedankenspielen ins Positive zu lenken:

  • Wenn dich nichts und niemand kritisieren oder klein halten würde, welche Art Musik würdest du singen?
  • Was tust du, wenn du dich vor oder während des Singens “off”, unkonzentriert oder überwältigt fühlst? Was hilft wie gut?
  • Was wäre, wenn du morgen einen Auftritt hättest? Welche Songs kannst du spontan aus dem Hut zaubern? Für wen würdest du singen? Über welche Songs würden sie sich freuen?
  • Welche deiner Talente und Fähigkeiten als Sänger nutzt du bereits? Welche möchtest du besser nutzen oder ausbauen?
  • Vervollständige den Satz mindestens 20 Mal auf verschiedene Arten (in Bezug auf Gesang und Musik): “Ich liebe …”

Du kannst diese Gedankenspiele auch in deinem Sing-Journal aufschreiben.

 

Lies ein Buch

Nicht einfach irgendeins – nichts gegen Fiktion als Ablenkung, aber du liest hier einen Sänger-Blog – sondern eines über Musik.

Wie wär’s zum Beispiel mit einer (Auto-) Biografie? Zum Beispiel über Elton John (“Ich. Die Autobiografie”), Tina Turner (“Tina Turner. Die Biografie”), Johnny Cash (“Cash: Die Autobiografie”), Elvis Presley (“Last Train to Memphis” und “Careless Love”), Udo Lindenberg (“Udo”), Janis Joplin (“Love, Janis” von Laura Joplin) oder Willie Nelson (“Mein Leben: Eine lange Geschichte”). Noch mehr Vorschläge findest du hier.

Oder schau hinter die Leadsänger: Auf Tessa Niles, die als Background-Sängerin in den 80ern und 90ern mit den Größen des Showbiz tourte (“Backtrack: The Voice Behind Music’s Greatest Stars” – hier).

Wie wär’s mit einem Buch über die Macht des Singens? Zum Beispiel “Warum Singen glücklich macht” (Gunter Kreutz), “The Singing Neanderthals: The Origins of Music, Language, Mind and Body” (Steven Mithen) oder “Popvocals: Der Weg zur eigenen Stimme” (Nikola Materne).

Oder über die Macht der Musik? Da gäbe es zum Beispiel “Die Welt in 6 Songs: Warum Musik uns zum Menschen macht” (Daniel Levitin), “Musik im Kopf: Hören, Musizieren, Verstehen und Erleben im neuronalen Netzwerk” (Manfred Spitzer) oder “Der Musik-Instinkt: Die Wissenschaft einer menschlichen Leidenschaft” (Daniel Levitin).

 

Ich habe in diesem Artikel bewusst Alternativen zum Live Gesangsunterricht aufgelistet, die du allein tun kannst. Singen in der Gruppe macht mehr Spaß, aber wie viele wohnen schon mit anderen Sängern oder Musikern zusammen, egal ob als Familie oder als WG? Sehr wenige.

Lass dich trotzdem nicht entmutigen. Sing weiter. Die Erde dreht sich schließlich auch weiter um die Sonne, auch wenn es scheint, dass gerade das ganze Leben pausiert.

Welche Alternative zum Live Gesangsunterricht motiviert dich? Wie überbrückst du die Zeit? Wie bleibst du kreativ am Ball?

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