47 Weihnachtsduette für Popsänger
Weihnachten gehört zu unserer Kultur. Auf den ersten Blick denkst du dabei sicherlich an althergebrachte Kirchenlieder oder Songs mit religiösen Texten. Wenn du dich dabei unwohl fühlst, wundert mich das nicht. Deutschland und wahrscheinlich der Großteil Westeuropas ist säkularisierter als zum Beispiel die USA, von wo die Mehrheit weihnachtlicher Songs stammen.
Zunächst einmal möchte ich dich beruhigen. Du musst nicht gläubig oder christlich sein, um über die Themen, die sich um die Geburt Jesus scharren – Hoffnung, Nächstenliebe, Zuversicht – zu singen. Ein Respekt davor reicht bereits aus. Du würdest sicherlich auch einen Roman oder eine Autobiografie respektieren, die von Erlebnissen erzählen, das dir selbst nicht widerfahren sind und diese Bücher trotzdem lesen.
Viel häufiger erzählen moderne Weihnachtssongs und Weihnachtsduette jedoch von weltlichen Erlebnissen. Von persönlichen Wünschen. Von Romantik oder der Suche danach. Vom Leben im 20. und 21. Jahrhundert und, oft auf ironische Art, vom Konsum in der Vorweihnachtzeit. Das sind universelle Themen.
Warum Weihnachtsduette singen?
Ok, sagst du jetzt, vielleicht mag ich doch Weihnachtslieder singen. Modern oder althergebracht spielt dabei keine Rolle.
Aber warum als Duett?
In der Vorweihnachtszeit erlauben wir uns, unsere Sehnsucht nach einem friedlicheren Miteinander offener auszudrücken. Weihnachtsuette sind eine wunderbare Gelegenheit, diese Wünsche auch musikalisch mitzuteilen. Denn mehrstimmiger Gesang ist mehr, als nur zufällig zur selben Zeit zu singen.
Du und dein/e Duettpartner/in holt gemeinsam Luft, ihr setzt gemeinsam ein und gestaltet gemeinsam die Phrasen, bevor ihr gemeinsam die letzten Töne der Phrasen singt. Diese Rücksichtnahme auf den Anderen ist spannend. Im Duett verbindest du dich mit einem anderen Menschen auf eine Art, die im Sologesang nicht erreichbar ist und erzeugst zugleich eine Intimität, die im Ensemble oder Chor leicht verloren geht. Und trotz dieser Verbindung musst du Du Selbst bleiben. Damit das Duett gelingt, muss du bei deiner Gesangslinie und deinem Stimmklang bleiben. Ihr werdet zu einer Einheit und bleibt doch als Individuen sichtbar. Es ist eine Anpassung an den oder die Andere gekoppelt mit dem Mut, weiterhin zu sich selbst zu stehen.
Musikalisch erlauben dir Weihnachtsduette, Neues zu entdecken und zu lernen, sei es ein Künstler, ein Stil, ein Arrangement (in Weihnachtssongs häufig mit Streicherensemble oder Big Bag) oder mehrstimmigen Gesang. Die Songs bereichern dein Repertoire. Für Zuhörer sind sie oft ein Highlight im Konzert. Sie erlauben ihnen, eine weitere Seite an dir kennenzulernen.
Und nun zu den weihnachtlichen Duetten aus zahlreichen Genres der Populären Stile für gleiche Stimmen (zwei Sängerinnen oder zwei Sänger) und gemischte Stimme (männlich und weiblich).
47 Weihnachtsduette für Popsänger
13 Weihnachtsduette für zwei Frauenstimmen
Duette mit zwei gleichen Stimmen – hier: Sängerinnen – können sehr harmonisch wirken. Dazu trägt auch die Tonart bei. Wählt eine, die für euch beide bequem ist.
„A Hand For Mrs. Claus“ von Idina Menzel und Ariana Grande Swingende Hommage mit gelegentlicher Zweistimmigkeit über die Frau, die auch und vor allem an Weihnachten alle Bälle in der Luft hält: Frau Claus. Umfang von eineinhalb Oktaven im Durchschnitt bis c5, gelegentliche Spitzentöne d5 und eb5. Die Sängerinnen sollten rhythmisch sein, damit der Swing wirklich swingt. Belting ist dagegen keine Voraussetzung, damit der Song funktioniert, auch wenn Idina es kann und demonstriert. (klick)
„Angels We Have Heard On High“ von Lea Michele und Cynthia Erivo Elegante Duettversion des traditionellen Carols mit viel Wechselgesang. Die erste Hälfte des Songs bleibt in D-Dur in der singfreundlichen vierten Oktave. Der Chor in der Bridge kann durch ein Instrument ersetzt werden, da du für diese Version höchstwahrscheinlich kein fertiges Halbplayback finden wirst. Nach dem Chor klingt das Carol dann nach Torch Song, mit Spitzentönen e5 und f#5. Die Sängerinnen sollten darüber hinaus auch die lange Phrase „Gloria“ im Chorus und die harmonische Rückung nach E-Dur im letzten Viertel des Songs bewerkstelligen können. (klick)
„Chestnuts Roasting On An Open Fire“ von Ariana Grande und Elizabeth Gillies Poppige Neuauflage des bekannte Klassikers „The Christmas Song“. Die gewählte Tonart G-Dur macht den Song gut singbar. Die Sängerinnen orientieren sich deutlich am Original und streuen nur dezent Riffs ein. Der Song wird größtenteils aufgeteilt gesungen, nur im A3-Teil vor dem instrumentalen Zwischenspiel und beim letzten „Merry Christmas to you.“ ist es zweistimmig. (klick)
„Dear Santa (Bring Me A Man This Year)“ von The Weather Girls Ein offener Brief im Disco-Sound an den Weihnachtsmann im Namen aller Single-Frauen. Für zwei Sängerinnen, die belten können (d5 bis f#5) und wollen. (klick
„Merry Christmas, Happy New Year“ von Ingrid Michaelson und Zooey Deschanel Ein Popsong darüber, wie man sich jedes Weihnachten neu in den Partner verliebt. Die Sängerinnen sollten sich in Bruststimme und Kopfstimme gleichermaßen wohlfühlen, auch wenn es nur moderat in die Höhe geht. Es ist der sanfte Klang der Kopfstimme, gern auch behaucht, der hier gewünscht ist. Der höchste Ton c5 klingt durch eben jenen Hauch höher als er für die meisten Sängerinnen ist. (klick)
„O Holy Night“ von Lucy and Martha Thomas Schon seit vielen Jahren covern Popsänger in den USA diesen Klassiker der Weihnachtsmusik, der 1847 von Adolphe Adam nach einem Text von Placide Cappeau als „Cantique de Noël“ (Weihnachtslied) vertont wurde und damit sprichwörtlich in das Genre der Klassik gehört. Genau deshalb ist das Stück auch eine häufig genutzte Messlatte für Popsänger: Es verlangt ihnen viel ab. Eine Legitstimme kann mit den langen Phrasen und dem gewünschten ebenmäßigen Klang sicherlich besser umgehen, als ein Popsänger, der Hauch, Creaking oder Vocal Fry auf der Stimme hat. Hier von zwei Schwestern, die damit beweisen, dass das Stück auch als Duett geeignet ist. Damit lässt sich auch die Belastung, die dieses Stück für eine Popsängerin darstellen kann, abfangen. (klick) (Weiter unten findest du Beispiele für gemischte Duette.)
„Put A Little Holiday In Your Heart“ von Cher und Cyndi Lauper Up-Tempo-Duett im Rockstil darüber, dass jeder Mensch mehr Freundlichkeit und Vorweihnachtsfreude im Herzen tragen sollte, um die Welt zu einem freundlicheren Ort zu machen. Für zwei stimmlich sehr unterschiedliche Sängerinnen. Da Cher eine kräftigere Stimme besitzt als Cyndi, wird Cyndi in der Zweistimmigkeit von Backing Vocalists unterstützt; lass dich davon nicht irritieren. Die Zweistimmigkeit findet im Chorus und in der Bridge statt. Die Spitzentöne bewegen sich um c5 herum. (klick)
„Rockin‘ Around The Christmas Tree“ von Ingrid Michaelson und Grace Vanderwall Schönes Duett im bekannten Arrangement und von zwei ähnlichen Frauenstimmen. Eigentlich gehört der Song zum Rockabilly-Genre, doch auf den typischen Twang haben Ingrid und Grace hier verzichtet. Stattdessen setzen sie vorwiegend die gängige Pop-Stilistik ein. An diesem Song (und noch stärker im animierten Video mit Vintage-Tonspur) hört man gut, dass für gleichstimmige Duette Sängerinnen mit beinahe identischem Stimmklang und / oder gleicher Gesangsart nur bedingt geeignet sind. Bei Duetten geht es ja auch darum, dass zwei Menschen trotz ihrer Unterschiede gemeinsam und harmonisch Musik machen. Unterschiedliche Stimmklänge und Stilmerkmale sind also von Vorteil, vor allem wenn nur wenig zweistimmig gesungen wird. (klick)
„Santa Baby“ von Ariana Grande und Elizabeth Gillies Moderne Aufarbeitung von Eartha Kitts Klassiker über den anspruchsvollen Wunschzettel einer Frau. Melodisch bleiben die Sängerinnen nah am Original, lediglich der Hauch bei Ariana und die dunkler gefärbten Vokale bei Elizabeth geben dem Song einen eindeutig lasziven Klang. Und während das Arrangement beim Original abgeschrieben hat, sendet die Instrumentierung zeitgemäße Electro-Pop-Vibes. Eine Warnung möchte ich jedoch den Sängerinnen mit guten Ohren mitgeben: der Song ist in der Post-Production stark komprimiert worden. Man kann dem gehörten Klang also nicht zu einhundert Prozent trauen. (klick)
„Santa, Can’t You Hear Me“ von Kelly Clarkson und Ariana Grande Im Gegensatz zum letzten Song behaupten Ariana und Kelly in diesem Song, sie bräuchten nichts. Keinen Schnee, keine Rentiere, keine Geschenke. Außer: das, was sie sich gewünscht hätten. Warum der Weihnachtsmann sie wohl nicht erhört hat? Am Belting (d5 bis f#5) und den Spitzentönen (e6 bei Ariana, f#5 gebeltet bei Kelly), am Wechselgesang und dem zweistimmigen Chorus wird es nicht gelegen haben. (klick)
„The First Noel“ von The Hound + The Fox feat. Haley Johnsen Diese Version des traditionellen Carols aus dem 17. Jahrhundert dürfte vor allem tiefe Frauenstimmen freuen. Prinzipiell sind Tonarten im Popgesang zwar nie bindend, doch auch bei Weihnachtssongs herrscht oft ein Ungleichgewicht zugunsten der hohen (und kraftvollen) Stimmen vor. Hier also ein Hörbeispiel für die tiefere Lage. Mit ein wenig Erfindungsreichtum kann man die dritte Strophe, die von einem Mann gesungen und den Frauen begleitet wird, auf die beiden Frauenstimmen aufteilen. (klick)
„White Christmas“ von Lea Michelle und Kelly Clarkson Wunderbares Update dieses zeitlosen Klassikers, das mit frischer Zweistimmigkeit jenseits der abgedroschenen Floskeln daher kommt. Auch hier wirkt der Song höher und imposanter, weil die Spitzentöne um c5 herum hauchig und dünn gesungen werden. (klick)
„Winter Song“ von Ingrid Michaelson und Sara Bareilles Rainer Maria Rilke bemerkt im Gedicht „Herbsttag“: „Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.“ Im Winter bohren Ingrid und Sara nach, „Ist die Liebe noch am Leben?“, und schwelgen zugleich in Erinnerungen an den vergangenen, gemeinsamen Sommer. In diesem Duett ist die Intonation wichtig, da die Zweistimmigkeit in Terzen geführt wird. Wem der Chorus einstimmig zu wenig ist, kann mit Wechselgesang arbeiten. (klick)
5 Weihnachtduette für 2 Männerstimmen
Dir fällt vielleicht auf, dass die Liste der Duette für Sänger wesentlich kürzer ist als die für Sängerinnen. Ich möchte an dieser Stelle nicht spekulieren, woran das liegt. Das ist für die Praxis unwichtig.
Prinzipiell können alle weihnachtlichen Duette für Sängerinnen auch von zwei Sängern gesungen werden. Die Arrangements passen in der Regel auch für Sänger, lediglich die Tonarten werdet ihr anpassen müssen. Mein Tipp dazu: Wenn es nur ein wenig unbequem ist, geht einen Ganzton oder eine Terz tiefer. Habt ihr dagegen arge Probleme habt, bei den Sängerinnen mitzusingen, geht eine Quarte oder Quinte tiefer. Versucht dann bei Duetten mit fröhlichem Text in einer Kreuztonart zu landen; sie klingen strahlender als die B-Tonarten.
„(Everybody’s Waitin‘ For) The Man With The Bag“ von Darren Criss und Adam Lambert Darren und Adam haben aus dem Mitte-1950er-Jahre-Original von Kay Starr ein swingendes Duett gemacht. Alles ist moderat und lebhaft gehalten, der Tonumfang von eineinhalb Oktaven ist normal, nichts schlägt über die Stränge. Trotzdem kam eine moderne Neuauflage für zwei Entertainer heraus, die ein Zwinkern im Auge und einen Schalk im Nacken sitzen haben. (klick)
„Merry Christmas“ von Ed Sheeran und Elton John An Weihnachten sollte man sich auf die engsten Beziehungen konzentrieren, meinen Ed und Elton. Tatsächlich zweistimmig singen sie in diesem Popsong im Up-Tempo und mit der Pop-typischen, melodischen Gefälligkeit und den gelegentlichen großen Intervallen (Quinte, kleine Septime) jedoch nicht. Nur mit viel gutem Willen konnte ich während Eltons Passagen eine Zweistimmigkeit oberhalb seiner Melodie leise erahnen. (klick)
„Merry Xmas Everybody“ von Robbie Williams und Jamie Callum Der Weihnachtsklassiker der britischen Rockband Slade hier im Big Band-Stil mit Wechselgesang zwischen Robbie und Jamie. Leider wurde das Ende des Chorus, das sich im Original so herrlich mehrstimmig auffächert, hier einstimmig arrangiert. Mit einem guten Ohr und Musiktheoriewissen sollte das aber nachzubessern sein. (klick)
„The Prayer“ von David Archuleta und Nathan Pacheco Eine Ballade im Crossover-Stil, der von den Sängern Legit-Gesangstechnik verlangt. Dichter, weicher Klang, ebenmäßiger Ton, gerundete Vokale, Atemkontrolle für lange Phrasen, dynamische Bandbreite und Schwellfähigkeit, eben Ausgewogenheit in allen Belangen. Daher eher für Sänger mit Legitstimmen und großem Stimmumfang, die zudem mindestens ein Grundverständnis der italienischen Sprache in gesungener Form haben. Die Lyrics haben keinen direkten Bezug zu Weihnachten, doch der religiöse Text wird den Einen oder Anderen trotzdem ansprechen. Zudem ist die Klavierbegleitung leichter zu realisieren als das Streicherarrangement des Originals. (klick)
„Winter Wonderland“ von Michael Bublé und Rod Stewart Der Gesang folgt größtenteils dem bekannten Arrangement mit gelegentlichen, spannenden Einwürfen. Die Jazzband macht den eigentlichen Charme des Songs aus, die Streicher kann man daher weglassen, wenn man den Song mit Live-Begleitung aufführt. Geeignet für zwei Entertainer, die dem Text Leben einhauchen. (klick)
29 Weihnachtsduette für 1 Sängerin und 1 Sänger
Die typische Besetzung für ein Duett – gemischte Stimmen – darf in meiner Liste natürlich nicht fehlen. Und weil diese Besetzung so beliebt ist, fiel die Liste umfangreicher aus, als die anderen.
„All I Want For Christmas Is You“ von Ingrid Michaelson und Leslie Odom Jr. Statt Mariahs Up-Tempo-Song haben Ingrid und Leslie eine sanfte Ballade aus diesem oft nervtötenden Klassiker gemacht. Der Song wirkt durch den Verzicht auf die Riffs und auf das langsamere Tempo ruhiger und minimalistischer. Ingrid singt bis c#5 und geht dabei oft in die gehauchte Kopfstimme, was ebenso zur Intimität dieser Ballade beiträgt, während Leslie als Tenor ordentlich in die Höhe muss (f#4 bis b natural 4). (klick)
„Baby it’s cold outside“ Dieser swingende Klassiker der 1950er wird, obwohl textlich aus der Mode gefallen, immer wieder eingesungen. Die traditionelle Variante, in der er sie überredet, noch ein wenig länger zu bleiben, weil es doch so kalt sei, singen z.B. Idina Menzel und Michael Bublé. Sie haben den Text lediglich so angepasst, dass er zum Video der tanzenden Kinderdarsteller passt. Kinder trinken einen Sodapop, keinen Alkohol und sie tanzen noch einmal statt eine Zigarette zu rauchen. (klick) Lady Gaga und Joseph Gordon-Levitt haben die Rollen getauscht und er versucht, ihrem Zauber zu entkommen. Außerdem zeigen sie, dass der Song verständlicher wird, wenn die Sänger dazu schauspielern. (klick) Kelly Clarkson und John Legend singen einen modernisierten Text. Die Zusammenfassung? „We’re both adults, so who’s keeping score?.“ Wir sind beide erwachsen und verstehen, worum es hier geht, also was ist schon dabei? Und: „I want you to stay, it’s not up to me.“ Ich möchte, dass du bleibst, aber es ist deine Entscheidung. (klick) In allen Versionen sollte die Story im Vordergrund stehen. Allzu markante Stimmen oder zu viele Vocal Effects würden ablenken. Deshalb sollten die Sänger auch ebenmäßig über eine mittelgroße Range singen können. Ein Talent zum Darstellen oder zumindest den Willen, das Schauspielern mal auszuprobieren, sollte ebenso vorhanden sein.
„Calling It Christmas“ von Joss Stone und Elton John Gospel-Pop-Ballade im ternären Beat mit Gospelchor in der zweiten Hälfte. Joss und Elton besingen die Heiligen Drei Könige, die nicht nur Geschenke brachten, sondern ebenfalls bestimmt haben sollen, dass man den Tag der Geburt Jesu von nun an „Christmas“ (oder „Christ’s Mass“, also Christ-Messe bzw. Christ-Fest) nennen soll. Der Großteil der Melodien bleibt für Sängerinnen in der mittleren Lage bis c5, für Sänger in der hohen Lage bis g4. Die Zweistimmigkeit ist nah beieinander gesetzt. (klick)
„Chestnuts Roasting On An Open Fire (The Christmas Song)“ Ein weiterer Weihnachtssong, der bereits unzählige Male gecovert wurde. Exemplarisch hier zwei Versionen. Natalie Cole und Andrea Bocelli orientieren sich stark am Original, wobei die Einwürfe der Duettpartner neu dazu arrangiert wurden. Die Streicher im Arrangement kann man in den Klaviersatz übertragen und erhält somit eine Version für eine kleine Band. (klick) Camila Cabello und Shawn Mendes halten es hingegen minimalistisch. Der Gesang ist unverschnörkelt und die Töne singen beide nur kurz. Dadurch klingt der Song sehr natürlich und unangestrengt. Das spartanisch eingesetzte Klavier und die wenigen Streicherpassagen bekräftigen diesen Eindruck. (klick)
„Christmas in Our Hearts“ von Liza Chan und Jose Mari Chan Für europäische Ohren ist vielleicht nicht sofort ersichtlich, warum ich dieses Duett in die Liste aufgenommen habe, denn mehrere Faktoren – außer dem Duett – sprechen gegen den aktuellen Zeitgeist. Der Text besingt die Liebe, die Jesus dem Volk schenkte; das originale Arrangement aus 1990 klingt altbacken; die Gesangslinien sind unspektakulär; die Zweistimmigkeit ist beinah nicht vorhanden. Warum also? Weil ich denke, dass wir auch über unseren europäischen Tellerrand hinausschauen sollten. Dieses Duett ist der bekannteste und beliebteste Weihnachtssong auf den Philippinen und wurde von Jose mehrfach mit verschiedenen Partnerinnen gesungen. Vielleicht hast du philippinische Freunde, die sich freuen würden, dieses Duett zu hören! Außerdem sehe ich Potential in dem Song. Die Synthesizer kannst du gegen ein Klavier eintauschen oder du arrangierst den Song neu. Der Text wird den Ein oder Anderen Sänger ansprechen. Die Soloparts musst du rhythmisch nicht so gleichmäßig singen, wie es damals üblich war, sondern du kannst den erzählenden Sprachfluss heutiger Popmusik anwenden. Und die Zweistimmigkeit lässt sich mit Improvisation oder Musiktheoriewissen herstellen. Et voilá! (klick)
„Christmas Valentine“ von Ingrid Michaelson und Jason Mraz Ein gefälliger Swingsong mit eingesprenkelter Pop-Stimmtechnik (Vocal Break in die Kopfstimme, hauchige Töne) über das Verliebtsein zur Weihnachtszeit. (klick)
„Fairytale of New York“ von Kirsty MacColl und The Pogues Der Song im Irish Folk-Stil stellt ein Gespräch zwischen zwei romantischen Partnern am Heiligen Abend dar. Der Duettpartner wechseln sich schnell und häufig ab. Zweistimmig wird es im Chorus. (klick)
„Glow“ von Kelly Clarkson und Chris Stapleton Romantisch-sehnsüchtiger Mid-Tempo-Popsong, stilistisch bunt mit einer E-Gitarre wie im Country, Blechbläsern wie im Big-Band-Stil und Schlittenglöckchen passend zur Jahreszeit. Kelly singt Töne bis d5 in Kopfstimme und im (sanften) Belt, Chris singt bis g4 in Mix und bis d5 im Falsett. In der Bridge höre ich Backing Vocals, Kelly, Chris und Drums. Wenn man keine Background-Sänger hat, kann man mit einem Loop-Gerät arbeiten und erhält damit einen a cappella-Abschnitt. (klick)
„Grown-Up Christmas List“ Auch dieser moderne Weihnachtssong von Amy Grant wird allmählich zum Klassiker des Genres. Becky Foster und Joshua Palagyi haben ein intimes Cover mit Klavier gestaltet. Die Sänger scheuen sich nicht vor abwechslungsreicher Zweistimmigkeit und Dissonanzen, in die sie sich hineinlehnen, bevor sie sie auflösen. (klick) Caleb + Kelsey singen ihn deutlich poppiger. Auch hier schlicht mit Klavier begleitet, singen sie mit mehr Twang und erzeugen damit größere Eindringlichkeit. Ob der Song das braucht, um seine Bitte an den Weihnachtsmann für Freundschaft, den Sieg der Gerechtigkeit und Frieden in der Welt zu vermitteln, ist Geschmacksache. (klick)
„Have YourSelf A Merry Little Christmas“ von Pia Toscano und Matt Bloyd Jazzballade über die Sehnsucht, der Andere möge an Weihnachten eine friedliche Zeit erleben. Vokal sehr stimmgewaltig und verziert (Belting, Riffs), was meiner Meinung nach mit der Jazzbegleitung clasht. Sängerisch trotzdem gut gemacht. (klick)
„I Got My Love To Keep Me Warm“ von Idina Menzel und Billy Porter Stimmiges Update des Big Band-Klassikers mit zeitgemäßem Klang. Braucht Sänger, die sich trotz des Jazz-Charmes nicht vor gebelteten Tönen (für sie: b natural 4 bis f 5 – für ihn: e4 bis a4) ängstigen und die zwischen hellen und dunklen Vokalklängen wechseln können. (klick)
„I’ll Be Home For Christmas“ von Lea Michele und Jonathan Groff Gefälliges Duett im Stil des Bing-Crosby-Originals. Die Lead-Gitarre erinnert an Lap Steel Guitars und verleiht der Musik einen Vintage-Anstrich, der Gesang bleibt davon unberührt. (klick)
„It Had To Be You“ von Michael Bublé und Barbra Streisand Textlich angepasste Ballade des Isham Jones & Gus Khan-Songs, bekannt durch die Aufnahme von Tony Bennett, die nie als Weihnachtssong gedacht war, aber seit seiner Veröffentlichung 1924 oft dazu benutzt wurde. Diese Version profitiert von einer engagierten Gestaltung des Textes – gelangweiltes Heruntersingen der Töne zerstört den Song – so dass er mit minimalen Gesten auskommt. Dazu eine Prise Kopfstimme mit Hauch und ein wenig Vibrato auf den ausgehaltenen Tönen. Fertig ist die intime Ballade. Für den Mittelteil im Big-Band-Stil packen beide mehr Mix und eine etwas lautere Dynamik in die Stimme. (klick)
„It’s Almost Christmas“ von Ingrid Michaelson und A Great Big World Popduett über die Magie der Vorweihnachtszeit mit einem guten Mix aus abwechselndem und zweistimmigem Gesang. Beide sollte hoch singen können, wobei seine Höhen (f#4, g#4) deutlich dichter klingen als ihre sanft gehauchte Höhe (c#5, d#5). In der Zweistimmigkeit dreht auch Ingrid dann auf und die Höhen sind gemixter. (klick)
„Merry Christmas, Baby“ von Bonnie Raitt und Charles Brown Diese Bluesballade über das Geschenkeverteilen am Heiligen Abend ist ein Duett ohne Zweistimmigkeit. Während sich Charles zwischen d#3 und d#4 tummelt, klettert Bonnie zwischen f#3 und d#5 herum. Für den richtigen Bluescharakter sind also mittlere bis tiefe Stimmen von Vorteil, die diese Umfänge abdeckt. (klick)
„Mis Deseos / Feliz Navidad“ von Thalia und Michael Bublé Michael (oder sein Arrangeur) kann einfach schöne Zweistimmigkeit schreiben. Das Mashup braucht konsequenterweise Sänger, die auf spanisch singen können oder es lernen wollen. (klick)
„O Holy Night“ von Kristina Helene and Ken Lavigne Erfrischend neue Zweistimmigkeit für diesen Klassiker haben diese zwei Sänger gefunden. Der erste „Chorus“ („fall on your knees“) wurde sehr eng gesetzt, die Sängerin ist kaum zu hören, weil sie so tief und damit nah am Sänger, der die Melodie hat, singt. Der zweite Chorus ist in größerem Abstand arrangiert, da sie nun die Melodie übernimmt. Während er mit einem klassisch angehauchten Stimmklang arbeitet, wirft sie einige im Pop typische Vocal Breaks ein. (klick)
„Santa Baby“ von Helene Fischer und Robbie Williams Einfach umzusetzen, weil der Song aus Wechselgesang und Einstimmigkeit besteht. Melodisch bleibt es beim Original, lediglich einige Wörter wurden getauscht. Ein gutes Beispiel, wie du einen Solosong zu einem Duett umbauen kannst, wenn zweistimmig zu singen dir noch zu schwer erscheint. (klick)
„Santa Claus Is Coming To Town“ von Ariana Grande und Michael Bublé Abwechslungsreiches Arrangement des bekannten Weihnachtssongs in Michaels bekanntem Big Band-Stil. Ariana und Michael singen zum Großteil in Oktaven zweistimmig, lediglich in den Abschnitten „You better watch out“ nach dem B-Teil („He sees you when you’re sleeping“) singen sie in engerer Zweistimmigkeit. Michael singt dabei die Zweitstimme, während Ariana die Melodie fortführt und Riffs (zum Schluss bis ab5) einsetzt. (klick)
„Silver Bells“ von Ella Fitzgerald und Bing Crosby Eine Ballade über Weihnachtsglöckchen und wie sie die Vorweihnachtszeit in der Stadt ankündigen. Sie sind in der Weihnachtszeit in den USA an beinahe jeder Straßenecke zu hören, wo Weihnachtsmänner mit einer Glocke auf sich aufmerksam machen, um Spenden zu sammeln. Wenn du den in den Lyrics angesprochenen Kapitalismus ausklammern willst, kombiniere den Anfang der 1. Strophe mit dem Ende der 2. Strophe. Der Song hat den moderaten Umfang einer Oktave für beide Sänger und variiert die Zweistimmigkeit. (klick) Sängerinnen mit einer leichteren Stimmfarbe können sich an der Version von Bing Crosby mit Rosemary Clooney orientieren. Hier sind beide Strophen vollständig zu hören. Das Arrangement ist nur leicht verändert zur Version mit Ella. (klick)
„Someday At Christmas“ von Stevie Wonder und Andra Day Hier hat Stevie seinen eigenen Song über den Frieden und die Freiheit der Menschen zu einem Duett mit Andra verarbeitet. Der Song bringt damit gleich zwei bekannte Soulsänger zu Gehör. Spannend ist der Song nicht nur wegen der Riffs und der Zweistimmigkeit; auch die vermehrten harmonischen Rückungen fordern heraus. (klick)
„The Best Christmas Of All“ von Angela Lansbury und Charles Durning Dieses Duett zwischen dem Weihnachtsmann und seiner Frau stammt aus dem Musical-Weihnachtsfilm Mrs. Santa Claus. Das schnelle Tempo im Viervierteltakt nimmt man kaum wahr. Denkt man stattdessen auf halbe Noten, sind die vielen Vierteltriolen einfacher zu singen. Die Melodie verkündet deutlich ihre Musicalwurzeln mit verschiedenen Motiven, die man dort vielfach findet: erstens, Singen auf einem Ton, was den Text betont; zweitens, Tonleiterabschnitte, die häufiger aufwärts streben als abwärts wandern; und drittens, größere Intervallen (gehäuft kleine Sexten; auch Quinten), bei denen man die nächste Harmonie gut vorausahnen muss, um sicher zu landen. Gegen Ende rückt die oktavierte Zweistimmigkeit näher zusammen und man hört die stimmliche Nähe und Vielfalt, die den Reiz eines Duetts ausmacht. (klick)
„There is a Santa Claus“ aus dem Musical Elf Michael, im Musical ein Junge (d.h. ein Kinderdarsteller), und seine Mutter Emily stellen erstaunt fest, dass es den Weihnachtsmann tatsächlich gibt. Weil das Wort „mom“ lediglich in der Einleitung vorkommt, kann man das Alter der Rollen problemlos abwandeln und erhält damit ein Duett für zwei ungefähr gleichaltrige Sänger. Wie immer bei Musicalsongs gilt auch hier: Schauspielern erwünscht. (klick)
„This Christmas“ von Lalah Hathaway und Donny Hathaway Donny hatte diesen Soul-Song 1970 als Solonummer veröffentlicht; seine Tochter Lalah hat ein fast durchgängig zweistimmiges Duett daraus gemacht. Der Song feiert die Möglichkeiten, Erwartungen und Vorfreude, die in der Vorweihnachtszeit entstehen, mit sanftem, souligem Klang. Beide Sänger singen nicht nur in Kopfstimme, sondern auch im Mix – im Spitzenton a4 jedoch nicht über einen Soft Belt hinaus. Mittlere und tiefe Stimme werden mit der Lage des Songs besser zurecht kommen. Stimmvolumen und ähnliche Stimmklänge, die sich gut vermischen, können helfen, den typischen Klang des Souls zu erzielen. (klick)
„This Winter“ von Jamie Cullum und Lady Blackbird Jamie sagt selbst (hier), dass er ein Duett schreiben wollte, das so klassisch klang wie „Baby It’s Cold Outside“, aber textlich moderner ist. Der Song ist ein romantisches Duett darüber, dass die einzige Aufgabe diesen Winter sei, den Partner zu lieben – ganz ohne Manipulationen wie in „Baby It’s Cold Outside“. Die Melodie bleibt beständig in der Mittellage und kann problemlos von mittleren und hohen Stimmen gesungen werden – tiefe Stimme müssen sich evtl. etwas anstrengen oder sie transponieren die Tonart nach unten. (klick)
„Under The Mistletoe“ von Kelly Clarkson und Brett Eldredge Ein voluminöser Up-Tempo-Popsong darüber, wie man verträumt-sehnsüchtig unter dem Mistelzweig steht, plötzlich der bzw. die Angebetete vorbeiläuft und man sich mithilfe eines Stoßgebets an den Weihnachtsmann den letzten Schubs gibt. Kelly singt viel mit Belt (d5 bis f#5), Brett bildet als Bariton dagegen deutlich mehr Tiefe ab und singt oft, aber nicht ständig oktaviert zu Kelly. (klick)
„When Christmas Comes“ von Mariah Carey und John Legend Mid-Tempo-Duett im Soulstil, gewürzt mit Mariah heller Sopranstimme und R’n’B-Elementen. Besonders gut im Ohr bleiben die Zeilen des Pre-Chorus mit absteigenden Melodien und einem markanten Rhythmus: „And me and you gon‘ have ourselves a holiday; And we don’t need nobody else to celebrate; And we’re gon‘ kiss our worries and our cares away“. Im Chorus lässt Mariah dann ihre Stimme bis f5 brillieren, während John einen sanfteren, aber nicht minder hohen (f4), Gegenpol dazu setzt. Falls die Sängerin die Whistle Notes c6 bis g6 im instrumentalen Zwischenteil (deutlich hörbar) und im letzten Chorus (im Arrangement versteckt) nicht hat, kann sie dieselben Einwürfe auf „ooh“ oder „mmh“ in die 5. oder sogar 4. Oktave herunter oktavieren. Der Song würde dadurch nichts an Charme einbüßen. (klick)
„With Bells On“ von Dolly Parton und Kenny Rogers Ein Weihnachtsduett, dass sich selbst nicht ernst nimmt, aber ernst genommen werden darf, wenn du möchtest. Ein Gegenpol zum schmachtenden „I’ll Be Home For Christmas“ und dem abgetragenen „I’m Driving Home For Christmas“. Beide Sänger sollten mit Twang singen können, um dem Country-Genre gerecht zu werden. (klick)
„You Make It Feel Like Christmas“ von Gwen Stefani und Blake Shelton Das Video suggeriert eine Big-Band-Nummer, doch der Song über die Dankbarkeit, einen Partner zu haben, mit dem sich Weihnachten wie Weihnachten anfühlt, ist ein typischer Uptempo-Song im frühen Rock-n-Roll-Stil. Gwen und Blake singen beide mit Twang, allerdings ausschließlich im Oktavabstand oder einstimmig im Übergang von der dritten in die vierte Oktave. Echte Zweistimmigkeit könnte entstehen, wenn die Backing Vocals in den Soli vom jeweiligen Duettpartner übernommen würden. Höchster Ton für sie ist c5, für ihn e4. (klick)
Worauf du bei weihnachtlichen Duetten achten solltest
Weihnachtsduette leben vom Kontrast zwischen dir und dem/der anderen Sänger/in. Der Klang eurer Stimmen sollte also nicht zu ähnlich sein, besonders wenn du mit einem Partner des gleichen Geschlechts singst. Zwischen Sängerin und Sänger ist der Kontrast oft am deutlichsten. An den Solostellen dürft ihr natürlich eure Persönlichkeiten und sängerischen Merkmale herausstellen.
Außerdem muss die Intonation in den zweistimmigen Abschnitten stimmen. Dafür lohnt es sich, langsam und in Abschnitten zu üben. Die zusätzliche Zeit, die dieses methodische Vorgehen kostet, bringt euch Sicherheit im Auftritt.
Ansonsten bleibt mir nur zu sagen: Habt Spaß am gemeinsamen Musizieren.
Kennst du ein weiteres Weihnachtsduett für Popsänger ? Dann schreib es in die Kommentare.
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