Wie du die richtigen Songs findest
Songs sind für Sänger lebenswichtig. Doch oft macht die riesige Auswahl uns das Leben schwer. Wie du die richtigen Songs findest, die zu dir passen, das möchte ich dir heute zeigen.
Wie du die richtigen Songs nicht findest
Die falschesten Songs findest du, wenn du einfach nicht zu viel nachdenkst. Wenn du danach gehst, ob der Künstler schon im Radio lief … ob du den Künstler liebst … oder dass du einen Song total toll findest, ohne tiefer zu bohren.
Tiefer bohren?
Schau, ich singe, weil ich Geschichten erzählen möchte. Der Text und die Botschaft eines Songs sind mir wichtig.
Ich grabe also tiefer, indem ich mir den Text intensiv durchlese. Ich versuche, die Botschaft zu entschlüsseln. Dabei erforsche ich, ob der Song von etwas handelt, mit dem ich mich identifizieren kann.
Vielleicht hast du es leichter, weil es dir um den Klang geht, oder um die Melodie oder den Rhythmus. Schau, ob dein potentiell nächster Song das enthält, was dir bei Singen ganz besonders viel Freude macht.
Wie genau das geht, erfährst du nun.
Wie du die richtigen Songs sehr wohl findest
Nimm dir 10 Minuten Zeit und stell dir 3 Fragen:
- Was kannst du gut?
- Warum singst du?
- Was zeigt der Song?
Mit der ersten Frage klärst du, wo deine Stimme sich wohl fühlt. In welcher Range singst du? Welche Ausdrucksmittel verwendest du? Welches Register und welchen Sound bevorzugst du? Was macht deine Stimme einzigartig?
Ein Song sollte deine Stärken unterstreichen.
Die zweite Frage fragt danach, welchen Zweck der Song erfüllen soll. Suchst du ein Lied für eine Hochzeit oder für eine Trauerfeier? Für einen Geburtstag, eine fette Sause, den ersten öffentlichen Auftritt oder ein Casting? Wer wird dir zuhören? Welche Erwartungen wird dein Publikum haben? Und welche Stimmung möchtest du schaffen?
Achte darauf, dass der Song deine Zuhörer anspricht und zum Event passt.
Knifflig wird es, wenn nichts ansteht. Dann kannst du dich nur darauf verlassen, dass du weißt, warum du singst. Warum singst du? Was gibt dir das Singen? Ein Ausgleich zur hektischen Arbeit, Ruhe, Gefühle verarbeiten, Spaß, gute Laune, ein Klangbad, die Welt vergessen, usw.
Je mehr du weißt, welchen Sinn Gesang in deinem Leben erfüllt, desto besser findest du Songs, die zu dir passen.
Die dritte Frage nimmt das Lied genauer unter die Lupe. Was zeigt der Song musikalisch? Welche Story erzählt der Text? Welche Emotionen weckt er? In welcher Range liegt er? Welche vokalen Ausdrucksmittel verlangt er?
Deine Antworten auf die erste und dritte Frage sollten zueinanderpassen.
Im Idealfall kannst du deine Antworten auf die zweite Frage ebenfalls berücksichtigen. Die Ergebnisse helfen dir, mehr über deine Sänger-Identität zu erfahren und dein Profil als Sänger zu schärfen.
Du bist Du – aber wer bist Du als Sänger?
Ein Beispiel aus der Praxis
Letztes Jahr wurde ein Mitglied meiner Familie 50 und der Auftritt war mein Geschenk. Die Ausgangslage sah so aus:
- Eine Party unter dem Motto “1950er Jahre” mit den Themen Petticoat, erste Liebe, Rockabilly, ein bisschen süß und gleichzeitig ein bisschen rockig.
- Eine vielseitige Stimme, die mit den klanglichen Anforderungen der 50er-Jahre-Musik bestens klar kommt.
- Die Songs sollten dem Publikum Spaß machen und ein Lachen hervor rufen.
- Nicht unbedingt englisch, weil viele Gäste nur schlecht englisch verstehen.
- 2-3 Songs.
Die Suche nach deutschen Songs hab ich schnell aufgegeben. Es gab genügend Material aus den Fünfzigern. Es klang jedoch so schmalzig, dass es nicht zum Charakter einer Geburtstagsparty mit Petticoat-Mädchen und Rockabilly-Jungs passte.
Also englisch. Damit waren mir 3 Dinge klar:
- Ich muss eine Moderation einbauen.
- Ich möchte wenigstens einen Song performen, der wirklich aus den 50ern stammt.
- Ich möchte unbedingt “Lucky Day” von Sasha performen.
Lucky Day stammt zwar aus 2007, passt aber musikalisch voll zum Thema und er bringt mich zum Lachen. Ein weiterer Vorteil: Ich hab ihn bereits performt = geringe Vorbereitung nötig.
Der Song erzählt von einem Jungen, der ein Mädchen herumkriegen möchte. Ein typisches Thema in den 1950er Jahren, vor allem in den USA.
Warum mit dem zweiten Song nicht die Gegenseite zu Wort kommen lassen?
Die Sängerinnen der Zeit waren mir allerdings zu schnulzig. So bin ich bei “Dream Lover” von Bobby Darin gelandet. Darin träumt ein weibliches lyrisches Ich davon, den Mann ihrer Träume zu finden.
Bingo.
Nachdem das geschafft war, hatte ich noch die Tonarten zu klären.
Denk darüber nach, in welcher Tonart du singst. Wenn ein Song zu hoch oder zu tief für deine Stimme ist, solltest du den Song anpassen, nicht deine Stimme. Gleiches gilt, wenn er hauptsächlich in einem Bereich liegt, in dem deine Stimme schwach ist.
Der Song soll deine Stimme im besten Licht darstellen.
Dream Lover hat im Original einen Tonumfang von d3 bis c4 und steht in G-Dur, Lucky Day geht von d3 bis g4 und steht in G-Moll. Mal ganz davon abgesehen, dass ich die Songs oktavieren muss, um sie überhaupt singen zu können, bleibt eine Range von d4 bis g5, die meine Stimme abdecken muss. Den Umfang hat sie. Andererseits klingt es in dieser Höhe nicht mehr smooth.
Dream Lover konnte also in der Originaltonart und meiner Range von d4 bis c5 bleiben. Lucky Day hingegen musste ich nach C-Moll transponieren, um im Umfang von g3 bis c5 cool zu klingen.
Und wenn das die Suche nicht leichter macht?
Manchmal entscheiden wir uns, und später stellt sich heraus, dass es doch nicht die richtigen Songs für uns sind. Zum Glück gibt es ein paar Tricks, die dich retten können.
Was ich mit “Lucky Day” gemacht habe, ist einfach. Ich hab ihn mir leichter gemacht, indem ich ihn in eine für meine Stimme bequemere Lage transponiert habe. Gleichzeitig behielt der Songs dadurch die Lässigkeit des Rockabilly und den Wumms im Refrain.
Weitere Möglichkeiten:
- Zu schwere Songs kannst du langsam, detailliert und konzentriert üben oder dich von einem Vocal Coach unterstützen lassen.
- Zu leichte Songs kannst du dagegen melodisch oder mit Stimmeffekten verzieren, Formteile ändern oder gleich den gesamten Stil.
- Songs vom anderen Geschlecht solltest du in der Regel transponieren.
- Ausdrucksmittel, die deine Stimme nicht beherrscht, kannst du weglassen. Schau, dass die Botschaft des Songs dabei erhalten bleibt.
Falls du keine Ahnung hast, wo du die richtigen Songs finden kannst, solltest du unbedingt deine Wunschsong-Liste starten. Auf ihr notierst du alles, was du mal singen möchtest.
Stöber im Internet nach Inspiration, z.B. bei Radio Songs For Singers.
Hier auf dem Blog findest du ebenfalls Anregungen:
- 75 Songs für Anfänger
- 45 leichte A Capella Songs für Einsteiger
- 24 leichte mehrstimmige Songs
- 22 Songs mit starkem Beat
- 10 schnelle Pop-Weihnachtssongs aus den letzten 10 Jahren
- 10 mittelschnelle Weihnachtssongs aus den letzten 10 Jahren
- 10 Weihnachtsballaden aus den letzten 10 Jahren
Fazit
Eine Nadel im Heuhaufen zu finden fühlt sich manchmal leichter an, als die richtigen Songs für deine Stimme. Die Fragen “Was kannst du gut?”, “Warum singst du?” und “Was zeigt der Song?” helfen dir, den Heuhaufen sicher zu navigieren und die unermessliche Auswahl zu begrenzen.
Nach welchen Kriterien suchst du deine Songs aus? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
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