Die menschlichen Stimmlagen

Jedem Sänger wird früher oder später eine bedeutungsvolle Frage gestellt:

„Und, was bist du?“

Gemeint sind die Stimmlagen, der Tonbereich, in dem sich die Gesangsstimme heimisch fühlt. Von einem Sänger wird erwartet, dass er diese Frage prompt und eindeutig beantwortet.

 

Die Stimmlagen beim Menschen

Die Einteilung in Stimmlagen (auch „Stimmgattungen“ genannt) gibt es, seit sich im Mittelalter die Mehrstimmigkeit entwickelt hat. Damals entstanden die ersten Einteilungen in hoch und tief bzw. in führende und begleitende Stimmen, aus denen sich die heutigen Stimmlagen entwickelt haben.

 

Die Sängerstimme kennt sechs Stimmlagen: Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton und Bass. Sie werden nach männlicher und weiblicher Stimme sowie nach hoch und tief unterschieden.

  • Bei den Sängerinnen gibt es Sopran (hoch), Mezzosopran (mittel) und Alt (tief).
  • Bei den Sängern wird nach Tenor (hoch), Bariton (mittel) und Bass (tief) unterschieden.

 

Die Einteilung in Sopran, Mezzo, Alt, Tenor, Bariton und Bass ist für den Solo-Gesang in der Klassik und im Musical sowie im Chor wichtig. In der Popularmusik ist es dagegen weniger wichtig. Dazu später mehr.

Und: Ein verlässliches Urteil gibt es erst, wenn ein Sänger bzw. eine Sängerin die Mutation (Stimmbruch, Stimmwechsel) durchlaufen hat. Davor ist die Stimme jedes Menschen kindlich und hoch.

 

In welchen Tonbereichen die Stimmlagen liegen

In der Regel beträgt der Umfang zwei Oktaven. Mit zunehmender Ausbildung der Stimme kann er sich jedoch vergrößern.

Frauenstimmen:

  • Sopran: h3/c4 bis c6
  • Mezzosopran: g3/a3 bis f5/g5/a5
  • Alt: d3/e3 bis d5/e5/f5

Männerstimmen:

  • Tenor: d3 bis g4/a4
  • Bariton: g2/a2 bis e4/f4
  • Bass: e2/f2 bis c4/d4

Die Vocal Range ist ein erster Anhaltspunkt zu genauen Bestimmung der Stimmlage. Darüber hinaus solltest du noch deinen Stimmklang, deine Tessitur und die Registerübergänge berücksichtigen.

 

Der Stimmklang, auch Timbre genannt, ist für alle Stimmlagen unterschiedlich. Hohe Stimmen klingen hell, strahlend und leicht, während tiefe Stimmen als dunkel, warm und satt empfunden werden.

Registerübergänge und Tessitur sind hingegen sehr individuelle Faktoren.

Die Tessitur ist bei Sängern der Tonbereich, in dem sich die Stimme wohlfühlt und sie mit geringem Aufwand einen guten Klang produzieren kann.

Die Registerübergänge wiederum sind eng begrenzte Tonbereiche, in dem die Stimme von einem Register in ein Anderes wechselt. Über die genaue Anzahl und Lage der Registerübergänge herrscht unter Gesangslehrern Uneinigkeit.

 

Bedenke, dass diese Kategorisierung nur schematisch ist. Die Übergänge zwischen den Stimmlagen sind fließend, die Umfänge liegen sehr nah bei einander liegen.

So kann es vorkommen, dass Umfang und Timbre scheinbar nicht zusammenpassen oder dass das Alter und die Hormone die Stimme verändern.

 

Welchen Wert hat die Einteilung in Stimmlagen?

Zunächst darfst du nicht vergessen, dass diese Klassifikation aus der Tradition des klassischen Gesangs stammt. Dort besitzt sie noch heute uneingeschränkte Gültigkeit. Die Stimmlagen bilden die Grundlage für die Einordnung in Stimmfächer, die wiederum die Grundlage für die Rollenvergabe im Operngesang sind.

Doch auch im non-classical singing, also in der Popmusik, muss man wissen, in welcher Stimmlage man singt. Im modernen Gesang kommt es mehr darauf an, dass der Stimmklang und der gewünschte Klang eines Songs zusammenpassen.

Stimmlagen stellen hier einen guten Kompromiss dar, um die Stimme auf Dauer nicht zu überfordern.

Im Musical Theatre haben sich die Stimmgattungen übrigens ähnlich differenziert herausgebildet wie im Operngesang. Der Artikel „Non-classical Singing in Pop und Musical“ von Sascha Wienhausen in „Die Stimme – Grundlagen, Künstlerische Praxis und Gesunderhaltung“ erklärt das aufschlussreich.

 

Fazit

Insgesamt gibt es sechs Stimmlagen, jeweils drei für Frauen und Männer. Wenn du selbst deine Stimmlage bestimmen möchtest, kannst du in diesem Artikel lesen, wie du deine Stimmlage bestimmst.

Die Einteilung hat im klassischen Gesang sehr viel Bedeutung, weil darauf aufbauend die Stimmfächer bestimmt werden.

Doch auch im Popgesang ist die Einteilung in verschiedene Stimmlagen hilfreich. So verhinderst du, deine Stimme dauerhaft zu überfordern.

Die Zuordnung der menschlichen Stimme in eine Stimmlage wird also weiter bestehen bleiben.

Aber: Nur die wenigsten Menschen bleiben ihr Leben lang in einer Stimmlage, besonders, wenn sie ihre Stimme ausbilden. Für Anfänger-Sänger bedeutet das: Es ist noch nichts verloren.

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