Ich weiß nicht, was ich üben soll! – Songarbeit für Fortgeschrittene
Du bist fortgeschrittener Sänger und hast bereits einige Erfahrungen in der Arbeit mit Songs. Aber manchmal bist du ratlos, was du genau üben sollst? In der Artikelreihe „Ich weiß nicht, was ich üben soll!“ gebe ich dir konkrete Tipps, wie du mehr aus deinem Repertoire herausholen kannst. Der heutige Fokus: Songarbeit üben für Fortgeschrittene.
Alle Artikel der Reihe findest du hier.
Viele Übe-Impulse, die ich bei den Anfänger-Artikeln bereits beschrieben haben, gelten auch für fortgeschrittene Sänger. Wenn du mit einer Idee hier nicht weiterkommst, wirf einen Blick auf Songarbeit für Anfänger.
Der Song im Ganzen
- Überprüfe, dass du neu Gelerntes korrekt anwendest. Im Song schleichen sich gern mal Fehler ein, weil du viele verschiedene Dinge gleichzeitig beachten musst.
- Halte dein Repertoire frisch. Songs bleiben leider nicht ewig im Gedächtnis und deine Gesangstechnik entwickelt sich auch weiter.
- Beobachte, ob dein Stimmklang zum Song passt. Die Art, wie du den Song singst, sollte im Idealfall zum Text und zu deinem Arrangement passen. Sonst erntest du skeptische Blicke. Bestes Beispiel von Fehlkombination: „Jar of Hearts“ von Christina Perri.
- Frage dich, wie du erkennst, wie viel du üben musst. Wann hast du genug geübt? Welches Ergebnis möchtest du erreichen?
Die Melodie
- Übe Modulationen und Rückungen.
- Lerne plötzliche Registerwechsel sauber zu singen. In den Übergangslagen kannst du einzelne Töne meist in beiden Registern singen. Entscheide dich, was dir besser gefällt bzw. was für die Melodie und die Interpretation besser funktioniert.
- Studiere Riffs und Verzierungen sauber ein.
Der Rhythmus
- Übe, den Downbeat zu klatschen, während du singst. Mach dich rhythmisch unabhängig. Du kannst auch ein Rhythmuspattern benutzen, das oft im Song vorkommt oder das das Schlagzeug spielt.
Der Text
- Trainiere das schnelle, mentale Umschalten von einer Sprache in eine andere innerhalb eines Songs bzw. zwischen 2 Songs.
- Mach dir Vokalmodifikationen bewusst. Trainier sie wie eine eigenständige Sprache.
- Probe die Vokalmodifikationen. Vor allem in den Randlagen, wo es besonders wichtig ist, fällt es vielen Sängern zunächst schwer, sich vom eigentlichen Text zu trennen. Vertrau darauf, dass deine Technik dadurch besser wird und sich der Song letztlich besser anhört.
Die Improvisation
- Probe mit anderen Sängern, einen Abschnitt a capella mehrstimmig zu singen.
- Improvisiere alternative Phrasenenden. So hast du das Altbekannte (die Phrase, die du in- und auswendig kennst) und das Neue (das alternative Ende). Improvisation ohne Stress und Verpflichtung. Albere einfach mal damit herum.
Der Auftritt
- Übe den Umgang mit deinem Mikrofon. Wie solltest du es idealerweise halten? Wo reagiert es am empfindlichsten? Das geht auch super mit einem, das du neu gekauft hast. Lern es kennen, bevor du es auf die Bühne zerrst.
- Regle deine Dynamik, wenn du mit Mikrofon singst. Es verstärkt dich; das heißt, du selbst musst nicht alles allein machen.
- Kontrolliere dein Monitoring. Die Richtcharakteristik ist dein bester Freund oder dein ärgster Feind.
- Übe den Umgang mit deinem Equipment, vom In-Ear-Monitoring und der Loopstation bis zu den Instrumenten, die du spielst.
- Probe das mentale Umschalten, wenn die Sprache innerhalb der Setlist wechselt.
- Überlege dir, wie du den Song physisch präsentierst. Verlangt eine Ballade nach Gesten? Möchtest du lieber stehen oder sitzen? Willst du in der Bridge ein paar Schritte auf den Gitarristen zugehen, um sein Solo „anzukündigen“? Brauchst du Blickkontakt zum Keyboard oder Schlagzeug für einen gelungenen Einstieg? Wo willst du das Publikum miteinbeziehen?
- Denke dir eine Choreografie aus. Musicalnummern, Disneysongs und Chansons werden erst dann richtig lebendig.
- Mach eine Audio- oder Videoaufnahme und hör bzw. schau sie dir an. Funktionieren deine musikalischen Entscheidungen? Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?
- Durchforste die Setlist nach Stolpersteinen und überlege dir, was du für einen sauberen Ablauf tun kannst. Solche Stolpersteine können sein: krasse Tonartwechsel, schwierige Einstiege, Wechsel der gesungenen Sprachen, Songs in ungewöhnliche Taktarten und Tempi.
Die Musiktheorie
- Übe Blattsingen. Die Fähigkeit, ad hoc aus einem Haufen schwarzer Punkte eine klingenden Melodie zu machen und den Song zu begreifen, hilft dir enorm, ein breites Repertoire aufzubauen.
- Trainiere Tonleitern. Außer Dur und Moll gibt es noch einiges anderes, das in der Popluarmusik nützlich ist.
Fazit
Ich hoffe, diese Impulse helfen dir, eine noch tiefere Verbindung zu deinen Songs aufzubauen.
Wenn du eine Übestrategie für die Songarbeit für Fortgeschrittene kennst, die ich hier vergessen haben sollte, lass mir einen Kommentar unter diesem Artikel da.
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