Ich will singen lernen – was kann ich tun?

Hand hoch, wenn du singen lernen willst. Und Hand hoch, wenn du weißt, wie du das erreichst. Ganz ehrlich, es ist keine Schande, nicht zu wissen, wie du von A nach Z kommst. Deshalb leuchten wir in 6 Fragen deine Optionen für das Singen lernen aus. Damit du nicht nur weißt, was du machen kannst, sondern vor allem, was du machen willst.

 

Ich möchte dich ermutigen, dir einen Stift und einen Zettel bereitzulegen, oder deine liebste Notizen-App zu öffnen. Die Anleitung, die ich gleich mit dir teile, funktioniert nämlich am besten, wenn du deine Ergebnisse aufschreibst. Los geht’s mit den 6 Fragen, die deine Optionen für das Singen lernen aufdecken.

  • Was ist dein Ziel?
  • Was sieht deine Realität aus?
  • Was sind deine Optionen?
  • Was ist dein Wille?
  • Wie lautet deine Strategie?
  • Wie sieht dein Durchhaltevermögen aus?

 

1. Was ist dein Ziel?

Du willst singen lernen. Gut. Aber: Was genau willst du erreichen?

 

Was willst du können?

 

In den letzten Jahren hab ich unter anderem gehört:

  • Ich sing in einer Band und brauch Hilfe.
  • Ich bin kurzatmig und halte nicht lange durch.
  • Ich hab früher mal gesungen und will jetzt wieder anfangen.
  • Ich will mehr Power in der Stimme.
  • Ich will im Chor meine Stimme halten können.
  • Ich möchte mehr Gefühl in meine Songs legen können.
  • Ich will das Vorsingen für eine Musicalproduktion schaffen.
  • Ich will endlich nicht mehr schief singen.
  • Ich muss in der Aufnahmeprüfung was vorsingen.

Mach dir zunächst einmal keine Gedanken darüber, wie groß oder klein, wie erreichbar oder scheinbar unerreichbar dein Ziel ist. Das kommt später. Denn zunächst einmal musst du wissen:

 

„Wer kein Ziel hat, kann auch keins erreichen.“ (Laotse)

 

Also: Welchen Teil deines Gesangs willst du verbessern?

 

2. Wie sieht deine Realität aus?

Im nächsten Schritt bestimmst du deine Ausgangslage.

 

Was kannst du?

 

Mit einer Selbsteinschätzung kannst du erkennen, auf welchem Level deine Gesangsfähigkeiten stehen. Karyn O’Connor hat dazu ein Video gedreht. Es ist auf englisch, mit Untertiteln aber leicht zu verstehen. Auf die folgenden Bereiche kannst du achten:

  • Wie hören und fühlen sich die hohen und tiefen Töne an?
  • Wie einfach fühlt und hört sich der Gesang an?
  • Wie gut sind das hohe und das tiefe Register ausgebildet?
  • Wie gut klappen die Übergänge zwischen den Registern?
  • Wie gut kann die Stimme mit verschiedenen Lautstärken umgehen?
  • Wie stabil ist der Klang?
  • Wie gut ist die Intonation?
  • Wie flexibel ist die Stimme?
  • Wie gut geht die Stimme mit verschiedenen Rhythmen und schnellen Noten um?
  • Wie sehr gefällt dir der Klang der Stimme im Allgemeinen?
  • Wenn es eine Stelle oder einen Ton gibt, der dir gut gefällt: Was gefällt dir daran?

 

Die Antworten sammelst du und fragst dann: Welche Muster ergeben sich daraus? Das ist deine Ausgangslage. Bitte sei bei der Bestandsaufnahme ehrlich zu dir.

 

3. Was sind deine Optionen?

Im nächsten Schritt klärst du deine Möglichkeiten.

 

Was kannst du tun?

 

Zum Glück gibt es heutzutage verschiedene Möglichkeiten, singen zu lernen.

 

Du kannst es dir selbst beibringen. Von Büchern über CDs zu DVDs, Youtube und Onlinekursen ist die Auswahl riesig.

Du kannst es in einem Chor lernen. Kirchenchor, Schulchor, Popchor oder Singkreis. Mit Stimmbildung oder ohne. Mit regelmäßigen Konzerten oder ganz ungezwungen. Nur Männer, nur Frauen oder gemischt. Die Auswahl ist groß, hängt aber vom Angebot an deinem Wohnort ab.

Du kannst mit einem Vocal Coach arbeiten. Rock, Pop, Jazz, Musical oder Klassik. Nach einer bestimmten Methodik. Lehrer oder Lehrerin. An einer Musikschule oder bei einem Freischaffenden. Tourender Musiker oder eingefleischter Lehrer. Regelmäßiger Gesangsunterricht oder ab und zu ein Workshop. Einzelunterricht oder in einer Gruppe. Im direkten Kontakt oder online.

 

Informiere dich, zum Beispiel hier auf dem JP-Popgesang Blog.

In den nächsten Monaten werden außerdem Artikel über das Selbststudium und verschiedene Popmethoden erscheinen.

 

Die Optionen Chor und Gesangsunterricht hängen stark von deinem Wohnort ab. In einem Ballungsgebiet hast du es einfacher. Auf dem Land kann es passieren, dass es keinen Gesangslehrer oder Chor gibt; oder nicht in der Stilistik, die du singen möchtest; oder dass der Weg dorthin mit Aufwand verbunden ist.

 

4. Was ist dein Wille?

Jetzt weißt du bereits eine ganze Menge und es ist Zeit, deine Gedanken zusammenzufassen. Im vierten Schritt klärst du, was du dir eigentlich genau wünschst.

 

Was willst du tun?

 

Wäge ab, welche Option dich mit deiner Ausgangslage am wahrscheinlichsten an dein Ziel bringt. Du musst nicht sofort die perfekte Antwort parat haben. Aber unterscheide, wo dein Bauchgefühl „Ja!“ ruft und wo es „Wäre ja ganz sinnvoll.“ murmelt.

Bitte achte darauf, in diesem Schritt wirklich nur auf dein Herz zu hören. Finde eine Kombination deiner Ziele, deiner Realität und deiner Optionen, die dir „Los geht’s!“ vermittelt. Deine äußeren Umstände kommen erst im nächsten Schritt dazu.

 

5. Wie lautet deine Strategie?

Du kennst jetzt deine Ziele, deine Singfähigkeiten, deine Optionen und du weißt, was dein Herz will. Nun geht es an die Planung.

 

Was wirst du tun?

 

Frage dich, ob du deinem Herzen folgen willst und kannst. Wenn Heavy Metal-Gesang mit krassen Distortions dein Blut in Wallung bringen, du dich aber nicht traust, laut zu singen, wird es schwierig. Diese Entscheidung darf sich auch ändern! Ich habe 4 Jahre gebraucht, bis ich mich getraut habe, Rockmusik öffentlich zu singen.

Frage dich, welche Optionen an deinem Wohnort existieren. Wie bereits angedeutet kann es manchmal schwierig werden, wenn du ein spezielles Ziel hast. Ich hab „schwierig“ gesagt, nicht „unmöglich“ ;-)

Frage dich, welches Budget du hast. Wie viel darf dich das Singen lernen pro Monat kosten? Maximal 20 Euro? 50 Euro? 100 Euro oder mehr? Wie regelmäßig kannst du das Budget aufbringen? Nur ein Mal? Jeden Monat? Über wie viele Monate? Wenn du zum Beispiel nur unregelmäßig Geld hast, wird regelmäßiger Gesangsunterricht eine finanzielle Qual.

Frage dich, wie viel Zeit du hast, um „das Richtige“ zu finden. Wie schnell kannst oder willst du dein Ziel erreichen? Wenn in 3 Monaten der wichtigste Bandcontest der Region stattfindet, kannst du dir nicht 2 Monate Zeit lassen, um mit dem Gesangstraining zu beginnen. Wenn du gar keine Deadline hast, kannst du dir Zeit nehmen, etwas Passendes zu finden. Der Zeitrahmen hängt außerdem von den Möglichkeiten vor Ort ab.

Frage dich, welche Priorität „Singen lernen“ in deinem Leben einnimmt. Wie viel Zeit kannst du täglich, wöchentlich, monatlich dem Singen widmen? Wenn du dem Singen keinen festen Platz in deinem Alltag gibst, wird es länger dauern, bis du dein Ziel erreichst.

Frage dich außerdem, welches Ziel und welche Option dir am wichtigsten sind, und was alternativ in Frage kommt, wenn deine Lebensumstände kompliziert sind.

Frage dich, wie weit du reisen kannst. Hast du ein Auto oder einen Roller? Bist du auf Bus und Bahn angewiesen? Wie viel Geld kannst du für die Fahrtkosten aufbringen? Wenn du auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen bist, wird Gesangsunterricht bei einem Lehrer, der 100km entfernt wohnt, eine Herausforderung.

 

Kläre diese Fragen für dich. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Versuche stattdessen, die Sache neutral zu beurteilen. Du wirst Kompromisse eingehen müssen. Das bedeutet aber nicht, dass sie deine sängerische Zukunft bestimmen. In einem Jahr kann deine Strategie schon wieder anders aussehen.

 

6. Wie sieht dein Durchhaltevermögen aus?

Im letzten Schritt schaust du, wie du deine Strategie umsetzt.

 

Wie bleibst du dran?

 

In der Umsetzung liegt der Erfolg. Vom Lesen und Planen hat noch niemand seine Ziele erreicht, sonst wären wir vermutlich alle schlanke, fitte Millionäre ;-)

 

Schau über deine Notizen und überlege dir, welche 3 Tätigkeiten du diese Woche tun kannst, um deinem Ziel näher zu kommen. Welche Entscheidungen kannst du treffen, welche Gewohnheiten umsetzen?

Und dann: Leg dir selbst Rechenschaft ab. Hake deine erledigten Tätigkeiten ab, tracke deine täglichen Gewohnheiten. Wo und wie ausführlich, das überlasse ich dir. Ich hab von super ausführlichen Notizen in extra dafür gekauften Notizbüchern, über schnelle Stichworte in die Notizzettel-App meines Handys, bis hin zu Kreuzchen am Wandkalender alles ausprobiert – und es gibt nicht den einen Weg. Nur den, der gerade passt.

Du kannst die Verantwortung auch mit einem Kumpel teilen, der dich unterstützt, dich motiviert oder dir auch mal Feuer unterm Hintern macht (weil er/sie dich mag und möchte, dass du dein Ziel erreichst).

Zum Schluss: Bleib dran. Schau wöchentlich nach, ob du ein paar deiner Umsetzungsschritte oder Gewohnheiten als „erledigt“ abhaken kannst. Wenn ja: Klasse! Dann ersetze sie direkt mit neuen Tätigkeiten, die das Erreichte zum Beispiel vertiefen.

Und falls du merkst, das etwas nicht so läuft, wie du es dir wünschst, ist die wöchentliche Rückschau die beste Zeit, das zu ändern. Reflektiere, was schief lief. Korrigiere die Aufgabe, so dass du wieder in die richtige Richtung läufst. Das ist besonders wichtig, wenn es nicht so schnell voran geht, wie du möchtest. Dann solltest du vorübergehend auf Alternativen umsteigen, bis sich das Richtige ergibt.

 

Fazit

Mit diesen 6 Fragen hast du nun deine Optionen für das Singen lernen geklärt. Vor allem weißt du jedoch, was du wirklich willst und wie du deine Strategie Wirklichkeit werden lässt.

 


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2 Kommentare
  1. Tom Vogt sagte:

    Ich hatte auch erst vor kurzem Überlegt ob ich anfange Gesangsunterricht zu nehmen. Ich wollte mal meine Stimme trainieren für ein Band die richtig harte Musik machen. Am liebsten wäre es mir wenn meine Stimme jetzt schon perfekt wäre.

    Antworten
    • Jessica Pawlitzki sagte:

      Hallo Tom, ich kenne diese Ungeduld selbst. Wie heißt es so schön „Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die nächstbeste Zeit ist heute.“ Liebe Grüße, Jessica

      Antworten

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