So findest du deine Kopfstimme – 10 Erkundungsübungen

Kennst du deine Kopfstimme? Weißt du, wie sie klingt und wie sie sich anfühlt? Heute möchte ich 10 Übungen für Anfänger mit dir teilen, mit denen du deine Kopfstimme finden und erkunden kannst.

 


Mit den folgenden 10 Übungen kannst du deine Kopfstimme finden. Die Übungen sind so angeordnet, dass du kontinuierlich stärker gefordert wirst und bestehen aus:

  1. Sprechübungen
  2. Sprech-Sing-Übungen
  3. Singübungen

Die Übungen werden dir wahrscheinlich komisch vorkommen. Du wirst dir komisch dabei vorkommen. Das ist normal. Sänger tun ständig Sachen, die Nicht-Sänger seltsam finden. Gib dir einfach einen Ruck. Du kannst nur dann ein Abenteuer erleben, wenn du das Haus verlässt und dich auf die Entdeckungsreise begibst.

 

1. In Kopfstimme sprechen

Das Sprechen ist ein guter Ausgangspunkt, deine Kopfstimme zu erkunden, denn der Popgesang geht auf die teilweise gesungenen, teilweise gesprochenen Songs der einfacher Arbeiter zurück.

 

Am einfachsten geht das mit einer Geschichte, in der du die verschiedenen Charaktere mit deiner Stimme darstellst. Du kannst zum Beispiel „Goldlöckchen und die drei Bären”, “Rotkäppchen” oder “Der Polarexpress” vorlesen. Versuche, den Kindern und den kleinen Tieren darin eine kindliche, hohe Stimme zu geben.

Wenn du nicht weißt, wie du diesen Klang schaffen sollst, hör dir ein Hörbuch an und imitiere den Erzähler. Für Frauen kann es hilfreich sein, auf eine Erzählerin zurückzugreifen.

 

Falls dir die Vorstellung, eine Geschichte vorzulesen, zu fremd ist, stell dir vor, du sprichst mit einem Säugling oder begrüßt ein junges, niedliches Haustier.

 

2. Deine Sing-Sang-Stimme finden

Im nächsten Schritt stärkst du deine neu gefundene Kopfstimme mit Sing-Sang-Übungen. Sie sind eine Mischung aus Alltagssituationen und singähnlichen Sounds.

 

Seufze ganz übertrieben, als hättest du gerade eine Sache zum tausendsten Mal. Deine Stimme ist dabei sanft und leise, und startet im höheren Bereich deiner Range.

 

Gähne nun ungeniert. Lass dabei deine Stimme von oben nach unten gleiten. Es ähnelt stark dem übertriebenen Seufzen. Der Unterschied liegt darin, dass du beim Gähnen den Mund weit öffnest. Es hilft, wenn du dir dabei nicht die Hand vor den Mund hältst.

 

Eine Übung, die mehr auf der Vorstellungsgabe beruht, ist es, das Rufen einer Eule zu imitieren. Der Klang kann dabei hoch oder tief sein – wie eine junge Baby-Eule oder eine weise, alte Papa-Eule. Entscheidend ist jedoch, dass du ihn mit viel Luft im Klang produzierst.

 

3. In Kopfstimme singen

Letztlich möchtest du natürlich in Kopfstimme singen und sie in Songs anwenden können. Versuche nun also, von deiner Sing-Sang-Stimme in deine Singstimme zu wechseln. Das funktioniert am leichtesten, indem du dir Situationen vorstellst, in denen du leise und zart singst.

 

Bitte beachte, dass die Kopfstimme nichts mit der Höhe der Töne zu tun hat. Ja, du findest sie am leichtesten, wenn du hohe oder leise Töne produzierst. Das bedeutet aber nicht, dass tiefe Töne nicht auch zart und leise klingen können. Die Art, wie die Stimmlippen aufeinander treffen – und nicht, wie stark sie gedehnt sind – entscheidet darüber, ob du in Kopfstimme oder Bruststimme singst.

Da du dem Kehlkopf nur mit viel Aufwand bei der Arbeit zuschauen kannst, schlage ich vor, dass du dich stattdessen auf den Klang konzentrierst. Töne in Kopfstimme klingen in jeder Tonöhe leicht, zart, kindlich und eher leise.

 

Stell dir vor, du möchtest deinem Partner / deiner Partnerin ein besonders persönliches Lied vorsingen. Es sollte einen hohen emotionalen Wert für dich haben. Ideal wäre es, ihr nehmt euch dabei in die Arme und schaut euch in die Augen. Dann ist die Versuchung, den Song heraus zu schmettern (und deinen Partner / deine Partnerin damit beeindrucken zu wollen), weniger groß.

Probier es zum Beispiel mit “A thousand years” (Christina Perri), “The only exception” (Paramore), “Call off the search” (Katie Melua), “Need you now” (Lady Antebellum), “Snowfall” (Ingrid Michaelson), “White flag” (Dido) oder “Winter song” (Sarah Bareilles und Ingrid Michaelson).

 

Oder stell dir vor, dass du einen sehr traurigen Song singst. Achte hier bitte auf die Balance zwischen deiner Kehle und deinen Emotionen. Einerseits brauchst du die Trauer, um dich ausreichend in die Situation hineinzuversetzen. Andererseits solltest du dich von der Trauer und Verzweiflung nicht so sehr mitreißen lassen, dass es dir die Kehle zuschnürt oder dein Brustkorb in sich zusammen fällt.

Probiere es zum Beispiel mit “I never told you” (Colbie Caillat), “Remember when” (Avril Lavigne), “Stay with me” (Sam Smith feat. Mary J. Blige) oder “I don’t wanna love somebody else” (A Great Big World).

 

Falls du Kinder hast, kannst du dich über ein Wiegenlied mit deiner Kopfstimme anfreunden. Stell dir vor, wie du es deinem Kleinkind abends zum Einschlafen vorsingst, während es schon fast eingeschlafen ist. Probiere es zum Beispiel mit “La Le Lu”, “Schlaf, Kindlein, schlaf”, “Guten Abend, gut‘ Nacht”, “Weißt du, wie viel Sternlein stehen”, “Die Blümelein, sie schlafen”, “Nun ruhen alle Wälder” oder “Der Mond ist aufgegangen“

 

Eine letzte Idee ist es, “Happy Birthday” im Stil von Marilyn Monroe zu singen. Es gibt Tonaufnahmen in Youtube, auf denen du hörst, wie sie Präsident John F. Kennedy in lasziver Hauchstimme zum Geburtstag gratuliert.

 

Versuche, den Eulenklang auf eine Gesangsübung zu übertragen. Achte darauf, deine Stimme ausreichend zu supporten.

 

Zu guter Letzt nimm einen Strohhalm und singe hindurch. Das stretcht die Stimmlippen und verringert den Druck, mit dem sie sich bei der Tonproduktion treffen. Genau das geschieht mit den Stimmlippen auch, wenn du in Kopfstimme sprichst oder singst. Sing zunächst einige Gesangsübungen mit dem Strohhalm, bevor du zu Abschnitten aus Songs übergehst.

 

Kopfstimme finden – Alle Übungen im Überblick

Hier findest du alle Anregungen und Übungen, um deine Kopfstimme zu erkunden, im praktischen Überblick.

 

Und dann?

Wenn du deine Kopfstimme gefunden und ein wenig erkundet hast, darfst du nun die Kopfstimmfunktion in deiner Stimme verankern. Dazu benutzt du verschiedene Gesangsübungen:

  • Übungen, die deine Kopfstimme stärken
  • Übungen, die deine Vocal Range ausbauen
  • Übungen, bei denen du zwischen Kopfstimme und Bruststimme wechselst
  • Übungen, die die Registermischung fördern

 

Solche Übungen findest du zum Beispiel in “The Pop Singer’s Warm Up Kit”, “So You Want to Sing Rock n Roll”, „Work Out Your Voice“ und „Vocal Exercises for Building Strength, Endurance and Facility“.

Verwende sie parallel dazu auch in Songs. Wenn du bisher nur wenig Erfahrung im Umgang mit deiner Kopfstimme hast, beschränke dich zunächst auf Songs, in denen sie nur über ein paar Töne und eine relativ kurze Dauer gefordert ist. Nach und nach kannst du dann auf längere Passagen umsteigen.

 

Tipps zum Erkunden der Kopfstimme

Die Kopfstimme ist nicht schwer zu finden, wenn du genauso sanft mit ihr umgehst, wie sie klingt.

Erlaube ihr, sich auf natürliche Weise zu zeigen. Forciere sie nicht. Schiebe nicht, drücke nicht, erzwinge sie nicht. Eine “Höher, Lauter, Schneller”-Mentalität wird dir bei der Suche nach deiner Kopfstimme nicht weiterhelfen. Gib dir selbst die Zeit und Muße, es geduldig anzugehen.

Du kannst dir die Singstimme wie Gitarrensaiten vorstellen. Die dünneren Saiten produzieren höhere Töne als die dickeren Saiten. Die Kopfstimme sind die dünnen Gitarrensaiten: Nur die Ränder der Stimmlippen treffen sich in der Mitte. Der entstehende Ton ist relativ hoch und klingt sanft, zart, dünn.

Zudem kannst du versuchen, dich an die Kopfstimme zu gewöhnen, wenn du sie bei anderen Sängern hörst. Du kannst mit den oben genannten Songs anfangen. Weitere Sängerinnen und Sänger, die sie häufig benutzen sind Kate Bush, Jess Godwin, Keisha, Taylor Swift, die Bee Gees und John Legend.

 

Fazit

Die Kopfstimme finden ist kein Hexenwerk. Sie fordert von dir lediglich etwas Zeit, Geduld und den Willen, dass du mit den 10 Übungen, die vom Sprechen bis zum Singen reichen, auf Entdeckungsreise gehst.

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