Das unverhoffte Geschenk

Die Corona-Pandemie ist allgegenwärtig, real und schrecklich betäubend. Wie viele meiner Mitmenschen habe auch ich bang zugesehen, wie die Pandemie sich ausbreitete. Wie die Politik agierte und die Gesellschaft reagierte.

 

Eine Frage stelle sich mir schon früh:

„Was, wenn das ein Geschenk wäre?“

 

Ich möchte die Situation nicht klein reden. Der Verlust von geliebten Menschen – die unendlich scheinende Kraft des medizinischen Personals, die mehr als nur haarscharf am Burn Out vorbeischrammen – die allgegenwärtige Verunsicherung der Menschen – sie alle sind real.

Bei jedem Gespräch lautert die Angst im Hinterkopf, bereit sich einzumischen, wenn sie nur den geringsten Anflug von Panik riecht.

 

Der antike Philosoph Epiktet hat dazu etwas zu sagen, was mir in der aktuellen Situation enorm geholfen hat:

„Die Hauptaufgabe im Leben ist einfach: die Dinge zu identifizieren und zu unterscheiden, so dass ich mir klar sagen kann, welche externen Faktoren nicht in meiner Kontrolle liegen, und welche Dinge mit den Entscheidungsmöglichkeiten zusammenhängen, die ich tatsächlich kontrollieren kann.“

 

Unterscheide zwischen dem, was du kontrollieren kannst und dem, worüber du keine Kontrolle hast.

Zu letzterem zählen zum Beispiel: die Nachrichten, das Wetter, Covid19 und seine Ausbreitung, dessen Bekämpfung, Lebensmittelpreise, …

Zu ersterem zählen hingegen: meine Gedanken, meine Gefühle, meine Handlungen und mein Verhalten.

 

Vorher stand ich wie ein Reh im Scheinwerferlicht: geblendet, panisch, bewegungsunfähig. Als ich mich an Epiktet erinnerte, löste sich die Panik in mir auf. Aus dem Unterscheiden wurde ein perspektivisches Umdenken.

Also frage ich nochmal: Was, wenn diese Situation ein Geschenk ist?

 

Wo liegt die Chance in dieser Herausforderung?

Jetzt habe ich Zeit für Neues. Jetzt zwingt mich das Universum dazu, meine Kreativität mehr zum Spielen herauszulassen. Und mein Gehirn, die Wundermaschine, antwortet prompt!

 

Den Blick aus der Teilnehmerperspektive kenne ich seit Jahren. Die ersten Stunden als Gastgeber waren mega spannend. Und bis jetzt haben meine Sänger und ich jede Hürde gemeistert. Es läuft!

Wo ich gerade beim Thema digitaler Gesangsunterricht bin:

 

  • Wie funktioniert eigentlich Gruppenunterricht online?

Erstaunlich gut, trotz dass das gemeinsame Singen technisch nicht umsetzbar ist. Die Introvertierten haben hier den echten Vorteil. Ich finde es immer wieder spannend.

Überhaupt lässt mich dieses Format im Ganzen nicht mehr los. So viel mehr lässt sich jetzt umsetzen, wozu mir vorher die Ressourcen gefehlt haben. Denn da war noch ein Traum: auf Englisch unterrichten. Ein paar Mal habe ich es letztes Jahr bereits ausprobiert. Aber nun, in Zeiten von Corona und Ausgangssperre?

 

  • Jetzt gibt es Bilingual Voice Lessons! Online, versteht sich. Pop-Gesangsunterricht und Deutsch üben gleichzeitig = doppelt Motivation, doppelt Freude.

 

Es hat Macht, dieses Unterscheiden und Umdenken. Der amerikanische Philosoph Ryan Holiday nennt es sogar die „wichtigste Praxis in der Philosophie der Stoa“. Weg von einer nebulösen Lähmung – hin zu einer stärkenden Chance.

Was ich denke, fühle, mache – worin ich ein Geschenk sehe – das kontrolliere immer noch ich.

Geschenk oder nicht – wie siehst du das Ganze?

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