Turbo Tips Üben #5: schneller singen üben

Turbo Tipps Üben Nr. 5 Schneller singen üben

In der heutigen Ausgabe der Turbo Tips Üben geht es darum, schneller singen zu üben.

Als aufmerksamer Leser runzelst du jetzt wahrscheinlich die Stirn und fragst dich, ob das nicht dem letzten Übe-Tip widerspricht. Zur Erinnerung, im Turbo Tip Üben 4 ging es um das Langsam Singen Üben. Damit meine ich vor allem das Tempo während des Einstudierens.

Im heutigen Turbo Tip Üben geht es jedoch um das Tempo, das du im Auftritt benutzen wirst.

 

Schneller singen üben in der Theorie

Die Idee hinter dem Schneller Üben ist einfach: Du trainierst das Tempo, dass dich mühelos durch einen Auftritt bringen wird.

Lass es mich erklären.

Von jedem Song, den du einstudierst, hast du bereits ein Tempo im Kopf. Dieses Tempo ist dir angenehm. Du hast das Gefühl, damit die Message des Textes gut zu vermitteln. Das ist das „Performance Tempo“.

Doch was geschieht mit deinem Tempo während des Auftritts?

Du hast Lampenfieber und alles ist schneller als gewöhnlich. Besonders in Songs mit einer hohen Beatzahl, Liedern mit viel Text oder mit schnellen Verzierungen kann das ein fataler Fehler sein.

Genau hier setzt das Schneller Üben an.

Zu deinem eigentlichen Performance-Tempo packst du noch 10% oder sogar 20% drauf. Statt „Crawling up a hill“ mit 125 BPM zu trainieren, übe ich den Song also mit 125+12,5 = 138 BPM. Dabei achte ich darauf, das Tempo über die gesamte Dauer beizubehalten.

Das Resultat?

Während eines Auftritts wird mir 125 BPM super entspannt vorkommen und ich weiß, dass ich alle Atemstellen, Einsätze, Verzierungen und rhythmischen Figuren absolut sicher beherrsche. Und all das trotz Lampenfieber.

 

Was sind die Vorteile beim Schneller singen üben?

  • Du strahlst mehr Selbstbewusstsein aus.
  • Das Lampenfieber bringt dich weniger aus dem Gleichgewicht.
  • Der hohe Adrenalinspiegel, der sonst ein erhöhtes Tempo verursacht, bringt dich weniger aus dem Konzept.
  • Die Artikulationswerkzeuge sind in Topform. Für Songs wie „Read all about it“ ein absolutes Muss!
  • Die Verzierungen im Song kommen klar und kontrolliert.
  • Die am Singen beteiligten Mikromuskeln im Kehlkopf lernen, sich schnell und präzise einzustellen.
  • Die reflektorische Einatmung wird trainiert und ermöglicht so ein schnelles Nachatmen.

 

Schneller singen üben in der Praxis

Das passende Tempo zum schnelleren Üben zu finden, ist einfach.

  1. Finde die BPM (beats per minute) des Originals heraus.
  2. Überlege dir, ob du mit diesem Tempo zufrieden bist. Falls nicht, wie viel schneller oder langsamer als das Original möchtest du den Song singen? Das ist jetzt dein Performance-Tempo.
  3. Rechne nun 10-20% zu deinem Performance-Tempo dazu.
  4. Diese BPM-Angabe ist jetzt dein Schneller-als-Performance-Tempo. Und damit übst du.

 

Ein Beispiel: Ich lerne gerade den Song „God bless the child“, der man von Billie Holiday kennt.

Zuerst höre ich mir ein paar Aufnahmen an und klopfe das Tempo mit. Ich benutze dazu das Tap-Pad in der „Metronome Beats“-App auf meinem Handy. (Für Apple-Nutzer kann ich die „Steinway Metronome“-App empfehlen.) In den Aufnahmen schwankt das Tempo zwischen 58 BPM und 68 BPM.

Die 68 BPM sind mir eindeutig zu schnell und selbst bei 58 BPM fühle ich mich nicht hundertprozentig wohl. Von meinen Trainingseinheiten weiß ich, dass mein Tempo irgendwo bei 48-50 BPM liegt – viel bluesiger mit mehr Raum für emotionalen Ausdruck. Mein schnelleres Übeltempo liegt also bei 55-60 BPM.

 

Diese Übestrategie kann jedoch einen entscheidenden Nachteil haben: Wenn du ständig mit ihr übst, trainierst du dir ein Tempo an, dass dein Publikum als unpassend empfinden kann. Deine Interpretation kann darunter leiden.

Deswegen hier noch ein paar Hinweise:

  • Mach regelmäßig Pausen vom schnelleren Tempo. Dein Gehirn kann sich nicht unendlich auf dieses Tempo konzentrieren.
  • Lass keine Fehler zu!
  • Das Schneller singen üben funktioniert erst, wenn du den Song komplett gelernt hast. Du musst Melodie, Text und Rhythmus sicher drauf haben.
  • Wende die Übestrategie nicht als Dauertempo an. Alle paar Tage mal ein paar Runden schneller reicht vollkommen aus.

 

Fazit

Das Schneller Singen Üben ist eine unkomplizierte Methode des Übens, die du immer mal wieder anwenden kannst. Sie macht sicherlich nicht bei jedem Song Sinn. Mittlerweile müsstest du aber auch wissen, dass es keine einheitliche Strategie gibt, die für jeden Song und jede Übsituation gilt.

 

Hast du schon Erfahrungen mit dem „schneller als Performance-Tempo“ üben gemacht?

 


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