Wie man seine Stimmlage bestimmen kann

Heute geht es noch einmal um die Stimmlagen.

Wie so oft im Gesang ist mit theoretischen Erklärung allein nichts zu gewinnen, deshalb dreht sich nach dem Artikel über die Stimmlagen der Sänger-Stimme heute alles um die Ermittlung deiner Stimmlage.

Zunächst erkläre ich, was ein Gesangslehrer im Stimmtest macht. Danach gebe ich dir Tips, wie du deine Stimmlage selbst bestimmen kannst.

 

Der Stimmtest

In der Regel sollte ein Gesangslehrer oder Chorleiter die Bestimmung deiner Stimmlage übernehmen. Er hat das nötige Fachwissen und kann deine Stimme objektiv beurteilen. Für den Stimmtest braucht er ca. 30 Minuten Zeit, in der folgende Parameter getestet werden:

  • Dein Umfang. Mithilfe von Gesangsübungen wird dich der Gesangslehrer bis an den äußersten Rand deiner Stimme führen, um so die tiefsten und höchsten Töne deiner Vocal Range zu ermitteln. Dabei spielt die Klangqualität dieser Spitzentöne keine Rolle.
  • Deine Tessitur. Sie ist in einem Stimmtest weniger klar zu messen, weil du dazu mehrere Songs an- bzw. durchsingen musst, damit der Gesangslehrer ein Gespür dafür entwickelt, in welchem Tonbereich sich deine Stimme am wohlsten fühlt. Es kann passieren, dass sich eine befriedigende Antwort erst nach Wochen des Gesangsunterrichts herauskristallisiert.
  • Deine Registerübergänge. Mit Übungen im Mittelbereich deiner Stimme entlockt der Gesangslehrer deiner Stimme die klanglichen „Knackpunkte“. Registerübergänge sind Bereiche von mehreren zusammenhängenden Halbtönen, in denen deine Stimme aus der satten Bruststimme in die Mischstimme und von der Mischstimme in die leichte Kopfstimme wechselt. Bei einem weniger trainierten Sänger kann es auch passieren, dass die Mischstimme noch nicht existiert. Dann wechselt der Klang wie beim Jodeln sehr abrupt von der Bruststimme in die Kopfstimme
  • Dein Stimmklang. Dieser wird während der ganzen Zeit begutachtet. Prinzipiell kann dein Timbre eher hell, strahlend, leicht und flötenartig klingen oder eher dunkel, warm und schwer.

Aus diesen einzelnen Parametern setzt der Gesangslehrer sein Urteil über deine Stimmlage zusammen.

 

Wie du deine Stimmlage selbst bestimmst

Wenn du selbst herausfinden möchtest, welche Stimmlage du hast, kannst du folgendes tun:

  1. Zur Bestimmung des Umfangs beginne als Sängerin bei d1 und singe eine Fünftonskala erst aufwärts, dann abwärts: 1-2-3-4-5-4-3-2-1 oder c-d-e-f-g-f-e-d-c oder do-re-mi-fa-sol-fa-mi-re-do. Wähle dazu einen Vokal aus, der dir leicht fällt. Klettere bei jedem Durchgang einen Halbton höher, um schließlich bei deinem höchsten Ton abzukommen. Um deinen tiefsten Ton herauszufinden, beginnst du bei jedem Durchgang einen Halbton tiefer. Notiere deine höchsten und tiefsten Töne.
  2. Zur Ermittlung der Registerübergänge beginnst du bei c1 und singst langsam wieder eine Fünftonskala auf- und abwärts. Klettere wieder bei jedem Durchgang einen Halbton höher und höre dir aufmerksam zu. Ab einem bestimmten Punkt, meist zwischen d1 und g1, wird deine Stimme entweder von sich aus „flippen“, d.h. in die Randstimme wechseln. Wenn deine Stimme schon etwas trainiert ist, wird sie vielleicht gar nicht flippen, sondern der Registerübergang macht sich durch einen Unterschied im Klang deiner Töne bemerkbar. Randstimmtöne klingen hell und leicht, vielleicht sogar brüchig, während Töne in der Vollstimme kraftvoll und direkt klingen. Notiere diese Töne, an denen du „umschaltest“.
  3. Zur Bestimmung der Tessitur musst du mehrere verschiedene Songs singen. Probiere aus, in welchem Tonbereich sich deine Stimme wohlfühlt und welche Tonbereiche mehr Arbeit von dir verlangen. Notiere dir diese Bereiche.
  4. Dein Stimmklang lässt sich auf eigene Faust nur sehr schwer festlegen, denn du hörst dich selbst anders als deine Mitmenschen. Frage sie nach ihrer Meinung und höre dir Aufnahmen deiner Stimme an.

 

 

Was du bei der Bestimmung deiner Stimmlage beachten musst

Ob du deine Stimmlage durch einen Gesangslehrer bestimmen lässt oder ob du dich selbst daran testest, es braucht Aufmerksamkeit und Zeit.

Die Einordnung hängt von deiner Tagesform und dem Ausbildungsstand deiner Stimme ab.

Nach einer anstrengenden Woche mit drei Präsentationen und einem Streit wird deine Stimme anders auf Gesangsübungen reagieren als nach einem entspannten Urlaub.

Ebenso wird das Resultat anders ausfallen, wenn du als Nachtmensch einen Stimmtest am Morgen machst.

Natürlich verändert sich deine Stimmlage auch, je besser deine Stimme ausgebildet ist. Durch Gesangsunterricht wird dein Umfang ausgebaut, deine Register gestärkt und durch die Arbeit an der Projektion wird sich dein Stimmklang optimieren.

Deshalb: Hab Geduld. Dränge dich nicht zu schnell in eine Stimmlagen-Schublade und sei offen für alles. Der erste Schritt zu einer ausdrucksvollen Stimme ist, dass du sie so akzeptierst, wie sie ist.

 

Das bedeutet auch: Wiederhole den Stimmtest regelmäßig. Das kann nach längerer Singpause sein, wenn du schon länger Gesangsunterricht nimmst oder nach starken hormonellen Schwankungen, z.B. einer Schwangerschaft.

 

Fazit

Deine Stimmlage zu bestimmen ist kinderleicht, denn jetzt kennst du die Kriterien, auf die es ankommt: Vocal Range, Tessitur, Registerübergänge und Stimmklang.

Du fandest diesen Artikel interessant oder hilfreich? Dann teile ihn!

6 Kommentare
  1. Simon sagte:

    Ich habe jetzt seit einiger Zeit Gesangsunterricht (fürs Abitur) und habe ein Pflichtstück und ich schaffe es einfach nicht die hohen Töne ohne volle Kopfstimme „schön“ zu singen. Ein einziges gekreische. Ich bin hierauf gestoßen weil ich den Verdacht hatte dass ich eine andere Stimmlage habe und brauche Hilfe.

    Antworten

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert