Ich weiß nicht, was ich üben soll! – Gesangstechnik üben für Fortgeschrittene

Du bist fortgeschrittener Sänger und hast bereits einige Erfahrungen im Singen. Aber manchmal bist du ratlos, was du genau üben sollst? In der Artikelreihe „Ich weiß nicht, was ich üben soll!“ gebe ich dir konkrete Tipps. Der heutige Fokus: Gesangstechnik üben für Fortgeschrittene.

 

Alle Artikel der Reihe findest du hier.

 

Viele Übe-Impulse, die ich bei den Anfänger-Artikeln bereits beschrieben haben, gelten auch für fortgeschrittene Sänger. Wenn du mit einer Idee hier nicht weiterkommst, wirf einen Blick auf Gesangstechnik üben für Anfänger.

 

Der Körper

  • Schule deine Körperwahrnehmung. Fühle, wie du während des Singens stehst oder sitzt.
  • Trainiere Schwachstellen und behebe Probleme, die immer wieder auftauchen, zum Beispiel verspannte Schultern.
  • Übe die Sängerhaltung in verschiedenen Positionen. Wenn du beim Singen immer stehst, setz dich. Wenn du häufig am Klavier oder der Gitarre sitzt, stell dich hin. Das Gleiche gilt für Musicalrollen, die ungewohnte Bewegungen verlangen. Was musst du in der neuen Position an deiner Haltung verändern, um weiterhin gescheit zu singen? Wie stellst du sicher, dass du gut atmen kannst? Und wo baut sich (Ver-)Spannung auf, die du nicht gewöhnt bist oder die sogar deinem bisherigen Wissen, wie sich der Körper beim Singen idealerweise verhalten soll, widerspricht?
  • Mache Plank-Übungen (Unterarmstütz). Damit stärkst du die gesamte Körpermitte, u.a. die für die Sängeratmung essentiellen Bauchmuskeln und den quadratischen Lendenmuskel.

 

Die Atmung

  • Erweitere deine Atemskills. Die Bauchatmung bzw. die Bauch-Flanken-Atmung ist ein guter Anfang, aber noch lange nicht alles, wenn es um die Sängeratmung geht. Setze beim Ausatmen auch den quadratischen Lendenmuskel  (am unteren Rücken) ein, weite deine Rippen und lass den Solarplexus sich ein wenig nach außen wölben.
  • Trainiere deinen Support. Er sollte so fein wie möglich koordiniert sein, damit du lange Töne problemslos überstehst.
  • Lerne, reflektorisch einzuatmen. Lass den Körper das Atmen übernehmen (passives Einatmen), statt aktiv nach Luft zu schnappen.
  • Übe die Art des Einatmens. Ob absolut geräuschlos oder bewusst hörbar, deine Art des Einatmens beeinflusst die Interpretation, die Energie im Song oder einer Übung und die Tiefe und Dauer deiner Einatmung.

 

Die Tongebung

  • Stimme weiterhin deinen Stimmbandschluss ab. Eine klare Stimme bleibt länger gesund.
  • Arbeite weiterhin an deinen Registern und an den Übergängen. Singen ist eine physische Fähigkeit, die in Form gehalten werden möchte.
  • Trainiere spezielle Strategien deiner Gesangsmethode. Wenn der Einsatz von Belting, Falsett, Vocal Fry, einer neutralen Kehlkopfposition oder andere Details der Tonerzeugung Teil der Gesangsmethode ist, nach der du unterrichtet wirst, lerne sie zu beherrschen.
  • Arbeite an einem kontinuierlichen, individuellen Klang. Ausprobieren ist schön und erweitert deine Fähigkeiten. Vergiss darüber hinaus nicht, die Effekte zu verwenden, sie sich für dich richtig anfühlen und so deinen individuellen Klang zu entwickeln.

 

Die Tongestaltung

  • Lerne, die Vokale zu modifizieren. Ein A in der hohen Lage benötigt eine ganz andere Einstellung deines Vokaltrakts als ein A in bequemer Lage. Lerne, deine Artikulationswerkzeuge so einzustellen, dass du die Vokale in allen Lagen richtig aussprichst.
  • Vokalmodifikationen, Teil 2. Schule deine Stimme, alle Vokale und Vokalverbindungen (u.a. Diphthonge und Umlaute) verändern zu können, wenn die Register oder die Platzierung es verlangen. Ein U in der Höhe muss wesentlich offener sein als in der Tiefe. Ein A mit extremem Vordersitz darf nicht nach hinten driften, nur weil es in die extreme Tiefe geht.
  • Trainiere deinen Vokalausgleich. Oft ist es bei Tonwiederholungen angebracht, nicht allzu hektisch zu artikulieren. Deine Vokale müssen sich also aneinander angleichen – die hellen Vokale müssen die Offenheit vom A lernen, die dunklen Vokale die Brillanz der hellen Vokale.
  • Übe spezielle Gestaltungsstrategien deiner Gesangsmethode. Im TVS ist die Embouchure enorm wichtig, in der Neuro-Vocal Method der extreme Vordersitz ein unabdingbares Hilfsmittel. Trainiere solche Elemente weiterhin gnadenlos. Deine zukünftige Stimme wird es dir danken.
  • Spiele mit Klangfarben. Du kannst die Resonanzräume oberhalb des Kehlkopfs manipulieren und so unterschiedliche Klangfarben erzeugen. Mach den Schlund enger oder weiter, stell den Kehlkopf hoch oder tief (sofern dies nicht deiner Gesangsmethode im Weg steht), spanne oder entspanne das Gaumensegel, halte die Zunge bewusst unten oder oben, lass die Lippen neutral wie beim Sprechen oder stülpe sie übertrieben nach vorn, öffne oder schließe den Unterkiefer.

 

Fazit

Deine Gesangstechnik ist ein aktiver Baustein deiner Gesangsstimme. Ich hoffe, die oben genannten Impulse helfen dir, deine Übezeit für das Gesangstechnik üben für Fortgeschrittene effektiv zu nutzen.

Wenn du eine Übestrategie kennst, die ich hier vergessen haben sollte, lass mir gern einen Kommentar unter diesem Artikel da.

 


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