Ich weiß nicht, was ich üben soll! – Gesangstechnik üben für Anfänger

Du bist Anfänger oder Wieder-Einsteiger im Singen und weißt, dass du üben sollst. Aber was eigentlich? In der Artikelreihe „Ich weiß nicht, was ich üben soll!“ gebe ich dir konkrete Tipps. Der heutige Fokus: Gesangstechnik üben für Anfänger.

 

Alle Artikel der Reihe findest du hier.

 

Von früheren Blogbeiträgen weißt du, dass du im Gesangsunterricht an deiner Gesangstechnik und an Songs arbeitest. Unter der Anleitung deines Vocal Coaches ist das auch alles einfach. Aber dann willst du zuhause üben und weißt gar nicht so recht, was du eigentlich üben sollst.

Was bringt dich weiter?

In der „Hilfe! Ich weiß nicht, was ich üben soll!“-Artikelreihe zeige ich dir, welche konkreten Aspekte du üben kannst. Das Ergebnis? Du machst schneller Fortschritte.

 

Der Körper

Er ist die Grundlage deiner Gesangstechnik. Die Arbeit mit ihm wird deinem Gesang die richtig Basis geben.

  • Beobachte deine Körperhaltung in einem großen Spiegel. Wenn sie nicht der idealen Sängerhaltung entspricht, schau, dass du die Haltung einnimmst, die dir dein Gesangslehrer erklärt hat und kontrolliere sie im Spiegel.
  • Kontrolliere deine Körperhaltung auch rein kinästhetisch. Spüre in dich hinein, wie du gerade sitzt oder stehst und passe sie der Idealposition an.
  • Singe mit geschlossenen Augen eine Übung und beobachte deinen Körper dabei. Am besten eignet sich eine Übung, die du sie schon tausend Mal gesungen hast. Was macht dein Körper während des Singens? Wie fühlt sich dein Hals an? Wenn du Probleme feststellst, löse sie. Sing dann nochmals mit geschlossenen Augen und spüre, ob du eine Veränderung fühlst.
  • Baue deine spezifischen Haltungsprobleme mit gezielten Übungen ab, zum Beispiel mit Übungen für den Nacken-Schulter-Bereich.
  • Trainiere gezielt den Ablauf vor dem Singen. Was tust du und in welcher Reihenfolge, bevor du den ersten Ton äußerst? Und wie klingst du dann? Schau (bzw. besprich mit deinem Coach), ob du den Ablauf verbessern kannst. Vielleicht stimmt die Reihenfolge nicht? Oder du gehst die Vorbereitung zu hektisch oder zu unsicher an? Trainiere den richtigen Ablauf, bis dein Körper ihn ausführen kann, ohne dass du aktiv daran denken musst.

 

Die Atmung

Dein Körper ist das Auto, aber dein Atem das Benzin. Ohne Benzin kann das Auto nicht fahren.

  • Trainiere deine Atmung. In der Regel benutzen Sänger die Bauchatmung, auch Zwerchfellatmung genannt, oder die kombinierte Bauch-Flankenatmung. Benutze auf jeden Fall die, die dein Coach dir beibringt. Trainiere die Sängeratmung so lange, bis du sie automatisch anwendest.
  • Trainiere deine Ausatmung. Höher, schneller, weiter war gestern. Achte stattdessen darauf, dass du gleichmäßig und langsam ausatmest. Die Luft in einem großen Schwall abzugeben, ist nicht sehr sinnvoll beim Singen. Nur mit dem Ausatmen kannst du singen und du willst doch nicht aus Puste geraten. Koordiniere also das Zusammenspiel von Bauchmuskeln und Zwerchfell.
  • Kontrolliere deine Atmung vor einem großen Spiegel. Korrigiere gegebenenfalls.
  • Spüre deine Atmung während des Singens mit geschlossenen Augen. Wenn dein Sehsinn vorübergehend ausgeschalten ist, nehmen die anderen Sinne häufig viel mehr wahr, als dir bewusst ist. Was hörst und spürst du?

 

Die Tongebung

Die Erzeugung der Stimme durch die Atemluft im Kehlkopf wird auch Phonation oder Tongebung genannt. Das ist das, was du als Sprechen, Singen oder schlicht Töne produzieren kennst. Die Tongebung ist das Herzstück deiner Gesangstechnik.

  • Arbeite an deinen Registern. Allen voran Bruststimme und Kopfstimme, aber auch die Randlagen Falsett (vor allem für Männer) und Vocal Fry. Dein Gesangslehrer macht sicherlich Übungen mit dir. Schreib diese auf, nimm sie mit einem Aufnahmegerät auf oder verwende eine CD mit passenden Übungen.
  • Finde dein stimmliches Gleichgewicht. Die Stimme kann dann am gesündesten arbeiten, wenn die Stimmbänder optimal mit der Ausatemluft zusammenarbeiten. Das Resultat ist eine klare Stimme. Oder möchtest du auf Dauer klingen wie Arnold Schwarzenegger bzw. Marilyn Monroe?
  • Trainiere den Übergang zwischen den Registern. Verwende auch hier die Übungen, die dein Lehrer mit dir durchführt. Er weiß, wo deine Schwachstellen liegen und kennt die richtigen Übungen, die deiner Stimme helfen.
  • Trainiere deine Range. Die Arbeit an den Registern geht Hand in Hand mit dem Ausbau deiner Höhe und Tiefe. Erzwinge bitte nichts, sonst schadest du deiner Stimme. Jeder erreicht einmal seine physischen Grenzen, denn die Länge der Stimmbänder und damit deine absolute Range sind genetisch festgelegt.
  • Übe mit geschlossenen Augen. Schon wieder dieser Tipp! Aber es hilft. Höre genau hin, wie du klingst. Wie ist deine Intonation? Benutzt du das richtige Register? Wo schwingt der Ton? Wie ändert sich die Qualität deines Gesangs, wenn du die Augen geschlossen hast im Vergleich zum Singen mit offenen Augen? Baue eventuelle Probleme ab und sing dann erneut mit geschlossenen Augen, um festzustellen, was sich verändert hat.

 

Die Tongestaltung

Nachdem du den Ton in deinem Kehlkopf generiert hast, ist der Käse natürlich noch nicht gegessen. Der Platz oberhalb des Kehlkopfs bestimmt, wie der Ton geformt wird.

  • Lerne, deinen Unterkiefer locker zu lassen. Die Kaumuskulatur, die Ober- und Unterkiefer verbindet, ist sehr stark und darauf geeicht, angespannt zu sein. Zum Singen brauchst du aber einen lockeren Unterkiefer, denn du möchtest die Töne, die du produzierst, ja herauslassen, so dass sie gehört werden können.
  • Übe, die Vokale sauber auszusprechen. Ein A soll wie ein A klingen, nicht wie ein OA.
  • Vergiss die Konsonanten nicht. Dialekte können dir das Leben schwer machen, wenn du nicht gerade wie Andreas Gabalier auf Österreichisch singen möchtest. Häufig sprechen wir nämlich sehr undeutlich – aus T wird D und aus der Endsilbe -ER wird -R. Diss wärso, als wördsde diesn Dexd uff Düringsch lääsn. Nicht sehr sexy, oder?
  • Löse Fehlspannungen in der Zunge. Eine schlechte Aussprache und fehlende Resonanz können Anzeichen einer verkrampften Zungenmuskulatur sein.
  • Lerne, das Gaumensegel zu heben. Deine Töne gewinnen automatisch an Kraft und Klarheit durch den zusätzlichen Platz im Mund und den Badezimmer-Effekt eines gehobenen weichen Gaumens.
  • Trainiere die Artikulation in allen Sprachen, die du singst. Das dürften vornehmlich deutsch und englisch sein. Auch andere Sprachen sind möglich, wenn sie zum Beispiel deine Muttersprache sind. Mit einer klaren Aussprache verstehen deine Zuhörer auf die Botschaften deiner Songs.
  • Arbeite an der Resonanz bzw. an der Platzierung deiner Töne. Falls die Methodik, nach der du unterrichtet wirst, einen Fokus auf die Platzierung oder bestimmte Resonanzen legt, trainiere diese Aspekt. Dein Gesangslehrer kann dir die passenden Übungen nennen.
  • Nimm deine Übungen auf und achte auf die Aussprache. Oder mach einen Vorher-Nachher-Vergleich mit einer alten und einer aktuellen Aufnahme. Achte beim Anhören auf deine Artikulation und notiere dir Auffälligkeiten. Löse diese Probleme oder frag deinen Vocal Coach nach passenden Strategien.

 

Fazit

Ich hoffe, ein paar dieser Ideen, worauf du beim Gesangstechnik üben für Anfänger achten kannst, schaffen es in dein tägliches Üben. Wenn du nicht weißt, wie du ein bestimmtes Problem beheben kannst, scheu dich nicht, deinen Vocal Coach oder befreundete Sänger um Rat zu fragen.

 


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