Spirituals & Gospels im Unterricht Rezension

Ich arbeite schon seit längerem mit dem Notenbuch „Spirituals & Gospels im Unterricht“ und bin immer wieder begeistert davon. Es ist vielfältig, enthält tolle Arrangements und kommt gut bei meinen Schülern an.

 

Was ist Spirituals & Gospels im Unterricht?

Spirituals & Gospels im Unterricht ist eine Sammlung von 33 Songs für Gesang und Klavierbegleitung vom Schott Verlag. Es wurde vom Arrangeur Bernd Frank herausgegeben. Hier erfährst du mehr über ihn.

Eine Sache sprang mir sofort ins Auge: Warum die zwei Bezeichnungen? Wo ist der Unterschied zwischen Gospelsongs und Spirituals? Eine kurze Recherche ergab, dass ihre Entstehungsgeschichte nicht unterschiedlicher sein könnte.

Spirituals sind die älteren Geschwister von Gospels. Spirituals wurden ab dem 18. Jahrhundert von afrikanischen Sklaven in den USA geschaffen und werden auch Negro Spiritual oder Spiritual Song genannt. Sie handeln vom Leben der Sklaven und der Hoffnung auf Erlösung von ihrem weltlichen Leiden. Inhaltlich stützen sie sich vor allem auf das Alte Testament. (Quelle)

Gospels hingegen entstanden erst ab dem 20. Jahrhundert als Gemeindegesang der afroamerikanischen Christen. Das Wort „Gospel“ soll vom englischen „good spell“ stammen, der „Guten Nachricht“, die im Neuen Testament verkündet wird. Musikalisch vereinen sich im Gospel Elemente des Spirituals, des Blues und des Jazz. Typisch ist auch das ausgeprägte Call and Response-Verfahren. (Quelle)

Einen weiteren Versuch einer Begriffsdefinition findest du hier.

 

Welche Songs enthält Spirituals & Gospels im Unterricht?

Die Notensammlung enthält 33 Songs, von denen viele bekannt sind.

  1. Amazing Grace
  2. Balm in Gilead
  3. Calvary
  4. Chilly water
  5. Down by the riverside
  6. Every time I feel the spirit
  7. Gimme that old time religion
  8. Go down, Moses
  9. Good news
  10. Go, tell it on the mountain
  11. He’s got the whole world
  12. I’m gonna sing
  13. It’s a me
  14. I’ve got a shoes
  15. Joshua fit the battle of Jericho
  16. Kumbayah, my Lord
  17. Michael row the boat ashore
  18. My Lord, what a morning
  19. Nobody knows the trouble I’ve seen
  20. Oh Freedom
  21. Oh happy day
  22. Oh Peter, go ring them bells
  23. Oh, when the saints
  24. Rock my soul
  25. Roll, Jordan, roll
  26. Somebody’s knocking at your door
  27. Sometimes I feel like a motherless child
  28. Steal away
  29. Swing low
  30. The Gospel train
  31. This little light of mine
  32. Wade in the water
  33. Where you there

Darüber hinaus enthält das Notenbuch Anregungen zur Improvisation und zur Gestaltung sowie eine Duettversion von „My Lord, what a morning“ als Beispiel der freien Interpretation.

 

Für wen ist Spirituals & Gospels im Unterricht geeignet?

Der Arrangeur Bernd Frank schreibt im Vorwort des Buchs:

 

„Die vorliegende Auswahl […] ist vor allem für den Unterricht gedacht, insbesondere für den Gesangsunterricht an Musikschulen und Musikhochschulen, aber auch zur Vorbereitung von Aufnahmeprüfungen im Fach Gesang für Schulmusik oder Kirchenmusik an Musikhochschulen und Akademien. Darüber hinaus eignen sich die Songs auch für den konzertanten Vortrag, denn die Spirituals und Gospel [sic] haben ihren eigenen künstlerischen Wert.“

(Spirituals & Gospels im Unterricht. 2014 Schott Mainz, S.3)

 

Das bedeutet: „Spirituals & Gospels im Unterricht“ eignet sich explizit für Hobbysänger und angehende Vielsänger (Musiklehrer, Kantoren, Pfarrer). Der Gesang kann meiner Erfahrung nach gut von Anfängern und fortgeschrittenen Anfängern bewältigt werden. Viele Songs haben nur den Umfang einer Sexte oder Septime. Ein Gefühl für Rhythmus ist in diesem Musikstil zentral.

Aber auch sehr fortgeschrittene Anfänger und Fortgeschrittene profitieren von dieser Sammlung: „Spirituals & Gospels for aspiring singers“ lautet der englische Titel. „To aspire“ bedeutet aufstrebend, engagiert, ambitioniert. Sänger auf diesen Levels können tief in die Stilistik eintauchen, die Songs mit größerem Umfang wählen, mit Improvisation und Call and Response arbeiten sowie expressive Gestaltung und emotionale Darstellung trainieren.

 

Spirituals & Gospels im Unterricht ist eine längst überfällige Notensammlung, die die tiefen Gräben zwischen klassischem Gesang und Populargesang geschickt überbrückt. Jeder, der Spaß an dieser Stilrichtung hat, ist willkommen. So kommen meiner Erfahrung nach Sänger jeglicher Stilrichtung gut mit den Songs klar: Popsänger, Klassiker, Kirchenmusiker.

Längst überfällig ist diese Sammlung aber auch, weil sie Sängern ermöglicht, eine Musikrichtung kennenzulernen, die uns allen anscheinend seit Schultagen vertraut ist. Wer kennt nicht „Oh when the saints“ und „Go, tell it on the mountain“ aus dem Musikbuch? Vielleicht hatten wir sogar das Glück, dass der Musiklehrer das Thema Gospelmusik auch einmal angeschnitten hat. Aber eine konkrete Auseinandersetzung blieb aus.

Das Buch ist daher eine solide Basis für die weitere individuelle Erforschung der Gospel- und Spiritualmusik, die in Deutschland weitaus weniger verbreitet und normal ist als im Ursprungsland USA.

 

Leider ist Spirituals & Gospels im Unterricht nicht für das Selbststudium geeignet, wenn du nicht auch gut Klavier spielen kannst. Das Heft wird nicht mit CD geliefert, das dir den kompletten Song oder Instrumentaltracks liefern könnte.

 

Womit wir gleich bei der Klavierbegleitung sind: Das Niveau liegt im Bereich der Mittelstufe. Der Pianist darf sich von rhythmischen Verschiebungen, vierstimmigen Akkorden über die gesamte Breite der Klaviatur, Überkreuzungen der Hände und häufigen Vorzeichenwechseln nicht aus der Ruhe bringen lassen.

 

Eckdaten

Titel: Spirituals & Gospels im Unterricht
Verlag: Schott, in der Reihe „Schott VOCAL“
Ausgaben: 1 Ausgabe für hohe Stimme
1 Ausgabe für mittlere und tiefe Stimme
Es unterscheiden sich lediglich die Tonarten. Der Inhalt ist gleich.
ISBN: 978-3-7957-4797-8 (hohe Ausgabe)
978-3-7957-4798-5 (mittlere / tiefe Ausgabe)
Verlagsnummern: EB 21712 (hohe Ausgabe)
EB 21713 (mittlere / tiefe Ausgabe)
Preis: 19,50€ pro Ausgabe (Stand: 11.09.17)
Erhältlich im: Musikalienhandel und Buchhandel – Hier die Verlagsseite.

 

Fazit

Spirituals & Gospels im Unterricht ist eine ausgezeichnete Sammlung von 33 teils sehr bekannten Songs, die sich für Anfänger und fortgeschrittene Anfänger gleichermaßen eignet. Auch für Auftritte und Aufnahmeprüfungen findet jeder Sänger hier eine solide Auswahl. In gewohnter Manier bietet Schott die Notensammlung in zwei verschiedenen Ausgaben an: für hohe sowie für mittlere und tiefe Stimme.

Wie stehst du zu Gospels und Spirituals? Singst du sie oder machst du einen Bogen drum?

MerkenMerken

Du fandest diesen Artikel interessant oder hilfreich? Dann teile ihn!

2 Kommentare
  1. Bernd Frank sagte:

    Hallo Frau Pawlitzki

    ich bin gerade im Internet auf Ihre Rezension meiner „Sprituals & Gospels“ gelandet. Es freut mich sehr, dass Sie und wie Sie über meine letzte Veröffentlichung schreiben. Herzlichen Dank dafür!

    Ich habe ja alle Songs vor der Veröffentlichung in Workshops und Konzert mit Studenten der Musikhochschule getestet. Es hat sehr große Freude gemacht und mit meinen Arrangements wollte ich eine große stilistische Breite abdecken und mit Klassikzitaten anreichern. Ich bin dankbar für diese tolle Erfahrung und mein letztes „Opus“ vor meiner Pensionierung.

    Es freut mich auch, dass Sie so umfangreich, mit Qualität und mit Leidenschaft Ihre Homepage und den Blog pflegen.

    Viel Erfolg noch und viele Freude an der Musik!

    Herzliche Grüße, Bernd Frank

    Antworten
    • Jessica Pawlitzki sagte:

      Vielen Dank für ihren Kommentar, Herr Frank! Ich finde es sehr spannend, etwas vom Entstehungsprozess mitzubekommen. Danke, dass Sie mich und die anderen Blogleser daran teilhaben lassen.

      Es freut mich, dass Ihnen die Rezension und mein Blog im Gesamten gefallen. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude an und mit der Musik im Unruhe-Stand!

      Viele liebe Grüße,
      Jessica Pawlitzki

      Antworten

Hinterlasse ein Kommentar

An der Diskussion beteiligen
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert