Wie du Lippenflattern lernen kannst

Das Lippenflattern ist ein effektives Tool im Gesangsunterricht, aber nicht jeder Sänger kommt damit auf Anhieb klar. Wenn du Probleme mit dem Lippenflattern hast, erfährst du hier, wie du es ein für alle Mal lernst.

 

Lippenflattern lernen in 5 Schritten

Du kannst das Lippen flattern in 5 kurzen Schritten lernen, die aufeinander aufbauen.

 

Schritt 1: Schnaub wie ein Pferd.

In diesem ersten Schritt geht es darum, die Lippen in Bewegung zu bekommen.

Jeder hat mal ein Pferd gesehen, dass geschnaubt hat. Es ist ein kurzer Sound ohne Ton. Also hol Luft und versuche, ein Mal kurz zu schnauben.

Halte die Lippen nicht zu lose und nicht zu fest. Sie liegen nur leicht aufeinander. Wenn du die Mundwinkel ein kleines bisschen nach unten ziehst wie ein trauriges Smiley, geht es oft etwas leichter.

 

Schritt 1, das Pferdeschnauben, klingt so:

 

Schritt 2: Gib Atmung dazu.

Im zweiten Schritt verlängerst du deine Ausatmung. Im Idealfall beherrschst du bereits die Sängeratmung: mit dem Zwerchfell einatmen, so dass sich der Bauch dabei leicht nach außen wölbt und beim Ausatmen die Bauchmuskeln gleichmäßig anziehen, so dass der Bauch wieder in Richtung Wirbelsäule geht.

Also: Schnaube erneut wie ein Pferd und atme dabei bewusst aus. Zieh die Bauchmuskeln an. Je gleichmäßiger du ausatmest, desto gleichmäßiger werden deine Lippen flattern.

Konzentriere dich auf die Atmung. Sie treibt das Blubbern voran. Anders gesagt: Ohne gleichmäßige Luftzufuhr bleibt das Lippenflattern stehen.

Du kannst diesen Schritt in mehreren Leveln üben:

  1. Nur kurz mit den Lippen flattern und dabei die Bauchmuskeln kurz und kräftig anziehen.
  2. Etwas länger mit den Lippen flattern.
  3. Einen ganzen Atemzug lang mit den Lippenflattern. Achte darauf, dass die Bauchmuskeln gleichmäßig arbeiten.

 

Schritt 2 hört sich so an. Du hörst alle 3 Stufen mehrmals.

 

Schritt 3: Lass den Motor laufen.

In diesem dritten Schritt fügst du dem Lippenflattern einen Ton hinzu.

Mach das Lippenflattern wie in Schritt 2. Welche der drei Stufen du dabei wählst, überlasse ich dir. Für Anfänger ist der Start mit Level 1, dem kurzen Schnauben mit ordentlich Support, leichter.

Diesem tonlosen Lippenflattern gibst du jetzt einen Ton in einer bequemen Lage. Du kannst dabei an den Sound eines Motorrads, Rennautos, Mopeds oder Motorboots denken. Der Support darf nicht ins Stocken geraten!

 

Schritt 3, das Motorrad, hört sich so an.

 

Schritt 4: Geh rutschen.

Im vierten Schritt experimentierst du mit verschiedenen Tonlagen.

Nimm dein Motorrad, Auto, Moped oder Motorboot aus Schritt 3 in einer etwas höheren, aber noch bequemen Lage und rutsche mit den Tönen in den Keller. Wie einem Seufzer. Mach das ein paar Mal.

Level 2 ist ein umgedrehter Seufzer: Er läuft von unten nach oben. Also nimm deinen Motorrad-Sound und rutsch ein paar Mal von den tiefen Tönen zu den höheren Tönen. Wichtig: Bleib dran am Support. Lass den Motor immer weiterlaufen und die Bauchmuskeln immer gleichmäßig arbeiten.

In Level 3 verbindest du den normalen Seufzer mit dem umgedrehten Seufzer. Du rutschst mit deinem Lippenflattern von unten nach oben und wieder nach unten. Wichtig: Nicht absetzen! Wenn dein Ton oder dein Lippenflattern plötzlich aufhört, schau, was deine Bauchatmung macht. Sie muss durchgängig klingen wie eine Sirene. Das kann schon mal ordentlich Arbeit von deinen Bauchmuskeln verlangen. Probiere auch umgedrehte Sirenen aus: von oben nach unten und wieder nach oben.

In Level 4 verbindest du einzelne Sirenen zu einer langen Achterbahnfahrt. Mach das Lippenflattern immer auf einen Atemzug und versuche, in dieser Zeit mehre Sirenen ohne Absetzen unterzukriegen.

 

Schritt 4 klingt so. Du hörst alle Level mehrmals hintereinander.

 

Schritt 5: Blubbere Töne.

In diesem letzten Schritt wendest du dein brandneues Lippenflattern auf Gesangsübungen oder kleine Abschnitte aus einem Song an.

Nimm dir eine Übung aus dem Gesangsunterricht vor, die idealerweise nicht mehr als 9 Töne enthält. Dreiklänge eignen sich zum Beispiel gut. Statt die Übung zu singen, lippenflatterst du sie jetzt. Die Achterbahnfahrt (Level 4 aus Schritt 4) ist die ideale Vorbereitung auf diesen Schritt.

Du kannst auch Ausschnitte aus einem Song mit Lippenflattern trainieren.

 

Schritt 5 klingt so.

 

Hilfestellungen zum Lippenflattern

Jeder Gesangslehrer erklärt das Lippenflattern ein bisschen anders. Hier findest du Ideen von mir und anderen Vocal Coaches, die dir helfen können, wenn es noch nicht gut funktioniert.

 

Gib deinem Mund eine kleine Unterstützung. Das geht auf verschiedene Arten, also probier aus, was für dich am besten funktioniert.

Leg deine Finger direkt an die Mundwinkel und drücke sanft hinein. Deine Finger sollten weder die Lippen zur Seite ziehen, noch sie zusammenquetschen.

Lippenflattern lernen mit 3 einfachen Tricks Mundwinkel eindrücken

Trick 1 beim Lippenflattern lernen: Leg die Zeigefinger an die Mundwinkel.

 

Lippenflattern lernen So geht's schief.

Trick 1: So nicht. Die Zeigefinger ziehen die Lippen auf Spannung und machen das Lippenflattern unmöglich.

Lippenflattern lernen So geht's schief.

Trick 1: So auch nicht. Die Zeigefinger schieben den Mund zusammen und machen das Lippenflattern unmöglich.

 

Die zweite Variante der Unterstützung für den Mund: Leg deine Finger an die Wangen und drücke sanft, bis zu den Zähnen, hinein. Um die richtige Position zu finden, halte deine mittleren Finger (Zeige-, Mittel-, Ringfinger) zusammen und leg den Ringfinger an die Mundwinkel. Nun nimmst du Ring- und Mittelfinger weg und lässt nur den Zeigefinger liegen.

Lippenflattern lernen mit 3 einfachen Tricks Wangen eindrücken

Trick 2: Leg die Zeigefinger an die Wangen und drück sanft hinein.

 

Lippenflattern lernen Fingerposition

Trick 2: So findest du die ideale Position für die Zeigefinger.

 

Auch ein leichtes Anheben der Wangen kann helfen.

Lippenflattern lernen mit 3 einfachen Tricks Wangen anheben

Trick 3: Leg die Zeigefinger an die Wangen und heb die Wangen an. Sieht komisch aus, hilft aber.

 

 

  • Die Kölner Gesangslehrerin Alicja Gulc hat ein klasse Erklärvideo mit einem lustigen Vergleich gedreht.
  • Sing mäßig laut und versuche, die Lautstärke gleichmäßig zu halten. Wenn die Lautstärke stark schwankt, stimmt dein Support nicht.
  • Es ist nur eine Diagnose-Tool. Es deckt Probleme in der Stimme auf. Du musst damit nicht auftreten.
  • Du darfst dabei lachen. Die Übung ist einfach komisch und du wirst dir blöd vorkommen. Ja, das soll so. Je schneller du dich daran gewöhnst, wie lächerlich es sich anfühlt, umso schneller wird es funktionieren.
  • Es wird in der Nase und der Oberlippe kitzeln. Auch wenn es dich ablenkt oder unangenehm ist, es passiert einfach. Just keep going.
  • Hab Geduld, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Die Übung braucht manchmal etwas Zeit und Experimentierfreude.
  • Wenn’s absolut gar nicht klappt, geht die Welt nicht unter. Let it go!

 

Und warum das Ganze?

Warum solltest du das Lippenflattern lernen? Ganz einfach: Weil es deiner Stimme gut tut.

  • Du kannst ohne fremde Hilfe Probleme beim Support aufdecken.
  • Mit dem Lippenflattern kannst du deine Vocal Range ausbauen.
  • Du gewöhnst dich daran, wie sich die Kopfstimme anfühlt.
  • Lippenflattern erleichtert den Registerwechsel.
  • Übungen mit Lippenflattern zu machen, sind ein superschneller und leiser Einstieg ins Warm Up.
  • Du pflegst deine Stimme.

 

Fazit

Lippenflattern ist ein Tool, mit dem du selbständig üben und trainieren kannst. Mit den 5 Schritten Pferdeschnauben, Support, Motor, Rutschen und Töne blubbern lernst du es.

Welcher der 5 Schritte hat dir am meisten geholfen? Wo hat es bei dir gehakt?

 


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1 Kommentar
  1. Gerhard Lendermann sagte:

    Sehr geehrte Frau Pawlitzki,

    das Lippenflattern ist in der Tat nicht nur im Gesang eine gute Übung für die Lippen und für das Zwerchfell.
    Bei Fußballübertragungen ist zu beobachten, dass Spieler vor allem nach vergebenen Torchancen ausgeprägt die Lippen flattern lassen – auch die Trainer und die Zuschauer. Vielleicht wollen sie unwillkürlich so „Dampf ablassen“. Jedenfalls ist das Lippenflattern offensichtlich ein ganz natürlicher und sinnvoller Vorgang.

    Mit freundlichen Grüßen
    Gerhard Lendermann

    Antworten

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