Wie du den Unterkiefer öffnen und lauter klingen kannst
Sagen deine Mitmenschen dir, dass du zu leise singst? Dass man den Text nicht versteht? Dann ist dieser Artikel für dich. Ich zeige dir, wie du deinen Unterkiefer öffnen kannst und damit ohne Anstrengung lauter singst und deutlicher zu verstehen bist.
Der Mörder ist immer der Unterkiefer
Er verhindert, dass sich deine Töne zu ihrer vollen Schönheit entwickeln können. Wie? Indem er beim Singen geschlossen bleibt. Er massakriert jeden Klang und zwingt ihn in eine enge, schmale, hässliche Form.
Und mit „hässlich“ meine ich nicht die kraftvollen Money Notes, die wir alle so gern haben wollen. Die sind hässlich, weil sie fast schon geschrien sind. Nein, ich meine die hässlichen Töne, die nach Lindenberg und Schweiger klingen.
Ich kenn das
Es ist vollkommen natürlich, dass der Unterkiefer häufiger geschlossen als offen ist. Beim Reden, Essen, Trinken ist er von morgens bis abends in Aktion.
Oder nimm eine stressige Situation. Du beißt sprichwörtlich die Zähne zusammen, du verbietest dir selbst den Mund, um die Stimmung nicht noch mehr aufzuheizen, und knirschst dir nachts den Stress von der Seele.
Oder stell dir vor, dein Gesang wird kritisiert. Du schämst dich. Du möchtest die Situation ungeschehen machen. Am liebsten willst du nie wieder ein Sterbenswörtchen sagen.
Er ist wahnsinnig beschäftigt und die meiste Zeit ist er dabei geschlossen. Deshalb fällt es uns anfangs auch so schwer, den Unterkiefer zu öffnen.
Die Gewohnheit will scheinbar siegen.
Ich habe Hunger, Hunger, Hunger …
Ein einziges Wort hilft dir, diese schlechte Angewohnheit zu durchbrechen und lauter zu klingen als jemals zuvor:
HuNGer
Genau gesagt das NG.
Unterkiefer öffnen – Schritt 1
Stell dir bitte eine Situation vor, in der du total schockiert oder erstaunt warst. Wahrscheinlich hat dir dabei der Mund offen gestanden. Die Kinnlade lag sprichwörtlich am Boden. Diese extreme Öffnung fühlt sich gut an, nicht wahr? Zumindest nicht unangenehm oder schmerzhaft, denn daran würdest du dich erinnern.
Lass jetzt deinen Unterkiefer in genau dieser Position. Atme einfach durch den offenen Mund ein.
Unterkiefer öffnen – Schritt 2
Jetzt sprich NG. Dein Zungenrücken, der hintere Teil deiner Zunge hebt sich. Jetzt kommt der Clou! Dein Unterkiefer bleibt dabei ganz entspannt hängen.
Mach das ein paar Mal.
Unterkiefer öffnen – Schritt 3
Bleib bitte in genau dieser Position und sing ein paar Töne. Einen Refrain, ein Volkslied, „Happy Birthday“ oder „Morgen kommt der Weihnachtsmann“, ganz egal. Wichtig ist nur, dass du die Töne auf NG singst.
Wiederhole das ein paar Mal, um dich an diese neuen Empfindungen zu gewöhnen. Der Unterkiefer wird sich von Runde zu Runde mehr entspannen und öffnen.
Unterkiefer öffnen – Schritt 4
Langsam klingt es mehr nach Singen, denn nun öffnest du das NG zu einem A. Lass alles, wie es in Schritt 3 war – Unterkiefer auf, Zunge arbeitet an den richtigen Stellen, kein Stress im Kiefergelenk. Doch statt auf NG singst du nun auf A.
Spüre, wie groß das A sich in deinem geöffneten Mund anfühlt. Genau das wollen wir. Auch das wiederholst du ein paar Mal.
Unterkiefer öffnen – Schritt 5
Zum Schluss sing den selben Abschnitt ein weiteres Mal, ohne diesmal auf den Unterkiefer zu achten. Es wird sich anders anfühlen und anhören. Offener, lauter.
Bitte versuch, immer wieder in diese Offenheit hineinzukommen. Es fühlt sich ungewohnt an, die Vokale so groß zu artikulieren. Aber eben nur, weil es „un“-gewohnt ist. Sobald du es eine Zeitlang trainiert hast, wird es ganz normal sein.
Wichtig ist dabei, dass dein Unterkiefer locker hängt. Locker ist hier das Zauberwort. Reiß deinen Mund nicht auf wie ein Scheunentor, sonst verkrampfst du.
Check, Check, Check
Hier nochmal der gesamte Ablauf in Kurzform.
- Unterkiefer öffnen. Ganz weit, als wärst du erstaunt oder schockiert.
- NG sprechen. Der Unterkiefer bleibt geöffnet und locker.
- NG singen. Happy Birthday zum Beispiel.
- A singen. Lass den Unterkiefer so offen, wie er vorher war.
- Normal singen. Achte diesmal nicht auf den Unterkiefer. Erfreu dich einfach an deinem neuen, offenen, lauteren Klang.
Und ein paar Tipps:
- Übe, wenn du allein bist. Ich garantiere dir, du wirst dir doof vorkommen. Das ist ganz normal. Es wird besser mit der Zeit. Für den Anfang ist es leichter, wenn du allein im Zimmer bist.
- Kontrolliere dich im Spiegel. Jeder Sänger hasst ihn und doch ist er dein bester Trainingspartner.
- Lächle nicht. Es ist das Gegenteil eines entspannt geöffneten Unterkiefers. Es ist ok, wenn du nervös kichern musst. Atme tief ein und aus, und probier es erneut.
- Deine Lippen formen sich zu einem Oval. Wie im berühmten Gemälde „Der Schrei“.
- Deine Zunge macht Urlaub. Deine Zungenspitze liegt direkt hinter den unteren Schneidezähnen. Bei NG hebt sich der Zungenrücken, bei A liegt auch dieser Teil deiner Zunge vollkommen träge und entspannt in deinem Mund.
- Bonuspunkte gibt es, wenn du ein helles A singst. Stell dir vor, wie ein Italiener „Mamma mia!“ oder „spaghetti“ ausspricht. Du willst keinesfalls ein kehliges, dumpfes, dunkles A, sondern ein helles, das vorn im Mund sitzt.
- Extrapunkte, wenn du erkennst, dass du NG und A direkt nacheinander sprechen kannst – im englischen Wort „hunger“. Dann nämlich, wenn du es mit der Nachsilbe „-er“ nicht so deutlich nimmst und stattdessen „hung-ah“ daraus machst.
- Mach eine Vorher-/Nachher-Tonaufnahme. Hör sie dir objektiv und unvoreingenommen wie ein Forscher an. Achte auf den Klang und die Lautstärke, nicht darauf, ob dir die Stimme (deine Stimme!) gefällt.
- Trainiere die Übung mit einem Korken, um den Unterkiefer auch wirklich ruhig zu halten.
Fazit
Und, gefällt dir dein neuer Klang? Es ist anfangs komisch, auf NG zu singen oder den Mund so weit zu öffnen. Mir ging es genauso. Aber das Resultat von lauteren, freieren Tönen sollte dir diese kleine Mühe wert sein.
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Vielen Dank für diese nützlich Tipps für eine lautere Stimme. Leider habe ich immer Probleme mit Kiefergelenkknacken gehabt. Deshalb fällt es mir nicht so leicht den Unterkiefer weit aufzumachen. Ich werde aber versuchen mithilfe dieser Tipps daran zu arbeiten.
Super, dass ich dir helfen konnte, Neeltje. Bei mir knackt auch ab und zu das Kiefergelenk, das ist normal. Bei andauernden Probleme würde ich aber mal zum Arzt gehen. Ich weiß nur ehrlich nicht, wer dafür zuständig ist. Der Zahnarzt? Der HNO? Hmm, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht.
Anyway, wenn es ein dauerhaftes Problem ist, dann öffne den Unterkiefer bitte nur soweit, wie es schmerzfrei für dich funktioniert. Man kann die Muskeln ja nicht zwingend, sich zu lockern.
Ich versuche schon länger an meiner Lautstärke zu arbeiten besonders in der Musik. Danke für die einzelnen Schritte zum Öffnen des Kiefers. Auch mein Kiefer knackt ab und zu und es ist gut zu wissen, dass das Normal ist.