Gefühlvoll singen – Ein Einstieg

Guter Gesang bewegt. Egal auf welchem Level du singst – schaffst du es dein Publikum emotional zu berühren, wird es dich lieben. Für den Einstieg in gefühlvolles Singen stelle ich dir 2 Übungen vor, die du direkt umsetzen kannst.

Gefühle sind vielfältig

Welche Gefühle fallen dir spontan ein?

 

Da wären Liebe, Hass, Staunen, Schreck, Wut, Ärger, Bedrücktheit, Ekel, Freude, Überraschung, Kummer, und viele mehr.

 

Oft ähneln sie sich. Deshalb haben Psychologen versucht, Grundgefühle herauszufinden. Robert Plutchik nennt in seinem Modell “Rad der Emotionen” 8 Grundemotionen. Paul Ekman 10 und Carroll Izard ebenfalls 10.

Ganz schön viele.

 

Doch wie wäre es mit 6?

 

Nimm die 5 Gefühle aus dem Animationsfilm “Alles steht Kopf” – Freude, Trauer, Wut, Angst, Ekel – und nimm noch Langeweile dazu. Und schon hast du eine Grundlage, mit der du beim Singen arbeiten kannst, ohne dich zu überfordern.

 

Gefühle sind abhängig

Wie emotional du singst, hängt von zwei Faktoren ab: Wie emotional du persönlich bist, und wie emotional der Song ist.

Lass uns das näher betrachten.

 

Gefühle haben mit dir zu tun …

Emotional singen ist wie ein Fingerabdruck.

 

Manche Sänger stellen sie nicht so offen zur Schau. Andere baden förmlich in ihnen.

 

Das hängt damit zusammen, wie emotional sie als Privatpersonen sind. Wenn du eher zurückhaltend bist, wirst du auf der Bühne selten einen Seelen-Strip hinlegen. Zeigst du der Welt jedoch häufig deine tiefen Gefühle, wird auch deine Stimme diese Emotionalität transportieren.

Jeder Mensch fühlt unterschiedlich stark.

 

Doch im Gegensatz zum unveränderlichen Fingerabdruck kannst du lernen, deine Gefühle beim Singen zu zeigen. Ohne aufgezwungene Rolle!

 

… oder mit dem Lied

Emotional zu singen hängt auch vom Song ab.

Seine Botschaft ist die Grundlage deiner Interpretation. Ein anprangernder Text verlangt eine andere Kraft als Lyrics voller Liebe.

 

Gefühlvoll singen

Genau dieses Wechselspiel darfst du anzapfen, um gefühlvoll zu singen.

Ein Sänger kann ohne einen Song (bzw. ohne Text) schlecht Emotionen darstellen. Und ein Song ohne Sänger ist nur ein Gedicht auf einem Blatt Papier.

Die emotionale Kraft liegt in den Wörtern und wie du, der Sänger, sie zum Leben erweckst.

 

Probiere die Übungen aus, wenn du allein bist. Nimm dich auf und hör dir die Übungen hinterher an.

 

Übung 1: Der emotionale Allerweltssatz

Nimm einen beliebigen Satz und sprich ihn laut. Zum Beispiel:

 

“Morgen gibt es schönes Wetter.”

 

Der Trick ist, dass du dabei ein Gefühl ausdrückst. Sag freudig “Morgen gibt es schönes Wetter.” Wenn es sich für dich auf Anhieb freudig anhört, super. Falls nicht, wiederhole den Satz mehrmals und stell dir vor, du freust dich tatsächlich. Fühle es in dir.

Dann wiederhole es mit der nächsten Grundemotion: traurig. Wütend. Ängstlich. Angeekelt. Neutral gelangweilt.

 

Deine Stimme wird sich jedes Mal verändern. Mal ist sie kraftvoll und laut, mal leise und unsicher. Vielleicht ist sie hauchig oder alle Wörter klingen auf derselben Tonhöhe.

 

Deine Körperhaltung kann das Gefühl verstärken.

  • Freudige Menschen hält nichts ruhig. Sie wippen auf den Zehenspitzen oder hüpfen auf der Stelle.
  • Bei Trauer lassen Menschen oft die Schultern und den Kopf hängen.
  • Wütende Menschen ballen die Hände zu Fäusten. Die Augen sind zu kleinen Schlitzen verengt.
  • Ängstliche Menschen halten die Arme vor dem Oberkörper. Ihre eigenen Hände geben ihnen Halt und die Füße stehen nah bei einander.
  • Bei Ekel weichen Menschen mit dem Oberkörper nach hinten aus und heben die Augenbrauen skeptisch.
  • Und Menschen, die sich langweilen, schauen weg und zucken gleichgültig mit den Schultern.

 

Schwieriger wird es mit dem Satz: “Der Tisch ist aus Holz und zwei Meter lang.”

 

Selbstverständlich kannst du auch einen Satz aus den Lyrics nehmen.

 

Übung 2: Die Grund-Emotion im Song

Nimm den Text deines Songs und schau, wovon er erzählt. Was sagt der Text? Wer spricht? Was wird gesagt? Und:

 

Welches 1 Gefühl steckt dahinter?

 

Es muss nicht auf jedes einzeln Wort passen. 80% Trefferwahrscheinlichkeit reichen auch.

 

Nun singe den Song mit genau diesem Gefühl.

Fühle.

Singe.

 

Und frag dich: Passt das?

 

Gefühle sind körperlich

Eine wichtige Sache gibt es beim Singen mit Gefühl:

 

Wenn du deinen Körper nicht mitnimmst, schadest du deiner Stimme.

 

Potentiell.

Vor allem die negativen Gefühle wie Wut, Angst und Ekel können dir auf die Stimme schlagen. Sie machen den Körper starr und den Hals eng.

Achte beim Sprechen und Singen also darauf, stabil zu stehen und Support anzuwenden. Deine Gesamtdarbietung hat somit eine gute Grundlage.

 

An welchem Song wirst du diese Übungen ausprobieren? Welcher Song ist für dich emotional noch nicht greifbar? Und welcher Song fällt dir total leicht?

Ich freu mich darauf, deine Antworten in den Kommentaren zu lesen.

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2 Kommentare
  1. Felix sagte:

    Hey, guter Beitrag! Ich singe und habe Probleme damit, gefühlvoll zu singen. Danke für die Tipps!

    Liebe Grüße

    Antworten

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