Die 20 Minuten-Regel: mit Kritik nach einem Auftritt besser umgehen
Regelmäßig erlebe ich, dass meine Sänger nach einem Konzert mit sich selbst hart ins Gericht gehen. Sie sind so gefangen in der Analyse ihrer Fehler, dass sie die Lorbeeren ihres Auftritts gar nicht genießen. Vielleicht geht es dir genauso? In diesem Artikel zeige ich dir einen Trick, um das Hamsterrad der eigenen Kritik nach einem Auftritt verlassen zu können.
Kritik nach einem Auftritt – Die 20 Minuten-Regel
Diese Regel hat mir und meinen Schülern schon einige Male geholfen:
Die 20-Minuten Regel besagt, dass du nach einem Auftritt 20 Minuten lang nur Positives über deinen Auftritt denken und sagen sollst.
Kein Aber. Keine Ausreden.
Es funktioniert für die A-Capella-Gruppe „The Real Group“. Warum nicht auch für dich?
Die 20 Minuten-Regel hilft gegen übermäßige Selbstkritik nach einem Auftritt, weil sie deine Art zu Denken ins Positive verändert. Sie hängt mit drei wichtigen Mindsets zusammen, die für Musiker lebenswichtig sind.
Kritik nach einem Auftritt – Das „Musik ist ein Geschenk!“ Mindset
Warum singst du? Vermutlich, weil du Freude daran hast. Und warum performst du vor Publikum?
Weil du dem Publikum Freude bereiten möchtest!
Du machst dem Publikum deinen Song, gesungen mit deiner Stimme und deiner Persönlichkeit, zum Geschenk. Sie geben dir ihr kostbarstes Gut, ihre Zeit, und wollen dich hören. Zerstöre ihr Geschenk nicht, indem du anfängst, deine Schwächen auszubreiten. Letztlich zählt das Geschenk – nicht, wie viel du investiert hast oder welche Fehler dir passiert sind. Freu dich 20 Minuten lang daran, dass das Publikum deine Performance mag.
Bobby McFerrin hat es so ausgedrückt:
„Music is not solely for our entertainment. Music has such tremendous power to bring joy. To me, that’s our job as artists. Not happiness, not a groove, whatever. You must bring joy.“
„Musik ist nicht allein Unterhaltung. Musik hat die gigantische Kraft, Freude zu spenden. Für mich ist das unser Job als Künstler. Nicht Glück oder der Groove oder was auch immer. Du musst Freude bringen.“
(Anm.: Übersetzung der Autorin)
Kritik nach einem Auftritt – Das „Positiv denken!“ Mindset
Auch wenn alles schief geht: Positives Denken kann dich retten.
Wenn du einen falschen Ton singst, was kannst du dann noch ändern? Nichts. Du kannst ihn nicht mehr zurücknehmen; er ist erklungen. Du kannst nur nach vorne schauen.
Hake den Fehler ab. Statt also „Mist!“ zu denken, versuch es mit „Das war interessant!“
Die Fehler kannst du später, im vertrauten Gespräch mit deinem Gesangslehrer oder einem befreundeten Musiker, ausdiskutieren. Aber in den 20 Minuten nach deinem Auftritt? „Don’t beat yourself up!“, wie die Amerikaner so passend sagen.
Kritik nach einem Auftritt – Das „Irren ist menschlich!“ Mindset
Letztlich ist jeder Künstler nur ein Mensch. Du würdest gern alles perfekt machen. Perfektion jedoch ist eine Konstruktion. Sie existiert in einer idealen Welt, aber sie ist nicht real. Selbst den größten Sängern passieren Fehler. Missgeschicke haben sogar das Potential, dich zu einem besseren Sänger zu machen. Sie zeigen, wo das Lernen noch weitergehen kann für dich.
Viele Fehler, die du während des Singens wahrnimmst, hört das Publikum gar nicht. Das liegt in der Natur der Singstimme. Das Publikum hört und sieht dich. Es kann jedoch nicht in dich hineinschauen. Und zum Glück verrät kein Schriftband über deinem Kopf deine Gedanken ;-)
„Es ist ok, dein eigener Musikkritiker zu sein. Kritiker benennen jedoch sowohl das Gute als auch das Schlechte. Notiere dir deine Schwächen und Fehler. Und erkenne deine Stärken an!!“
(Anm.: Übersetzung der Autorin)
Du bist eine ganze Persönlichkeit, mit Yin und mit Yang. Bei all der Kritik nach einem Auftritt darfst du deine Stärken nicht vergessen.
Fazit
Die ersten 20 Minuten nach einem Auftritt sind entscheidend. Es nützt nichts, deine Fehler minutiös auszudiskutieren. Verändere stattdessen dein Denkweise und erzähle dir 20 Minuten lang nur das Positive. Deine Musik ist ein Geschenk. Bleib positiv, denn Fehler gehören zum Leben dazu.
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